Junge Leute melden sich recht häufig krank

Für ihren Gesundheitsreport schaute die Barmer-Ersatzkasse im Nordosten auf die jüngere Generation. Dabei stellte sie fest, dass die Altersgruppe bis 30 häufig an typischen Bürokrankheiten leidet. Zudem entwickle die "Generation Z" auch weniger Ehrgeiz im Beruf.

Für ihren Gesundheitsreport schaute die Barmer-Ersatzkasse im Nordosten auf die jüngere Generation. Dabei stellte sie fest, dass die Altersgruppe bis 30 häufig an typischen Bürokrankheiten leidet. Zudem entwickle die "Generation Z" auch weniger Ehrgeiz im Beruf.

Junge Leute melden sich in Mecklenburg-Vorpommern überdurchschnittlich häufig krank. Die Krankmeldungen lagen in der Altersgruppe zwischen 15 und 30 Jahren um fast 50 Prozent über dem Mittelwert, wie aus dem Gesundheitsreport der Barmer-Ersatzkasse hervorgeht. "Mit besonderer Sorge erfüllt uns, wie oft junge Leute schon von Krankheiten betroffen sind, die man eher bei Älteren erwartet", sagte Barmer-Landesgeschäftsführer Henning Kutzbach am Dienstag bei der Präsentation der Studienergebnisse in Schwerin.

So zeigten sich schon bei jedem dritten der bis 30-Jährigen Probleme mit am Muskel-Skelett-System. Besonders häufig seien Rückenschmerzen. Bei knapp einem Viertel der 16- bis 30-Jährigen wurden laut Kutzbach psychische Krankheitssymptome diagnostiziert. Oft handele es sich dabei um Reaktionen auf schwere Belastungen, da für körperliche Beschwerden keine organischen Ursachen gefunden wurden.

Auch wenn jüngere Versicherte insgesamt weniger Tage krankheitsbedingt fehlten als ältere, so zeige die Studie doch Handlungsbedarf. "Wir wollen Unternehmen dafür gewinnen, ihre Vorsorgeangebote auch auf jüngere Mitarbeiter auszuweiten. Denn 80 Prozent der Firmen haben keine Angebote für ihre jungen Kollegen", sagte Kutzbach. Zudem solle bei den jüngeren Altersgruppen für eine gesundheitsbewusste Lebensweise mit viel Bewegung geworben werden. Eine erste Veranstaltung dazu sei für Neubrandenburg geplant.

Die immer flexibleren Arbeitszeitregelungen mit verschwindenden Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sowie wachsenden psychischen Belastungen führen nach Einschätzung von Professor Christian Scholz bereits zu veränderten Arbeitseinstellungen. Jugendliche bis 25 Jahre, die sogenannte "Generation Z", befürworte eine deutliche Unterscheidung zwischen Berufs- und Privatleben und entwickle im Beruf vielfach auch weniger Ehrgeiz.

"Die jungen Leute durchschauen die Mechanismen der Selbstausbeutung und sind skeptischer. Den Work-Life-Flow, wie er in großen Unternehmen Einzug hält, lehnen sie ab", sagte der Professor für Personalmanagement von der Universität des Saarlandes, der die Studie im Auftrag der Barmer um einem Fachbeitrag ergänzt hatte.

Junge Leute wollten wieder eine klare Trennung zwischen Berufs- und Privatleben, einen festen Schreibtisch und möglichst kein Großraumbüro. Viele Unternehmen stellten sich darauf aber nicht ein und wunderten sich, wenn sie im Wettbewerb um junge Arbeitskräfte unterliegen. "Die Generation Z versucht das krank machende Hamsterrad zu vermeiden", sagte Scholz.

Der Linke-Landtagsabgeordnete Torsten Koplin forderte, die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Belastungen im Arbeitsalltag nicht noch weiter zu erhöhen. "Mit den heutigen Berufseinsteigern, der Generation Z, eröffnet sich die Chance, diesen Trend zu stoppen. Die nach 1995 Geborenen bevorzugen feste Arbeitszeiten und weniger Stress. Sie achten besser auf ihre Gesundheit und wollen weg von der ständigen Erreichbarkeit und eine klare Trennung von Berufs- und Privatleben", sagte Koplin. Die Unternehmen müssten sich wohl oder übel darauf einstellen, dass die jungen Leute heute andere Werte und Vorstellungen haben. "Gesundheitsbewusstes Verhalten, wie beispielsweise ein pünktlicher Feierabend, kann und sollte Schule machen", betonte der Sozialpolitiker.