Kalte Plasmen gegen Krebs

Physikalische Plasmen werden bereits erfolgreich bei der Wundbehandlung eingesetzt. Ein neues Therapiefeld könnte die Behandlung von Tumoren werden. Ein Wissenschaftlerteam aus Greifswald erforscht, wie die ionisierten Gase Krebszellen vernichten können.

Wissenschaftler wollen Krebs mit kalten Plasmen eindämmen

Physikalische Plasmen werden bereits erfolgreich bei der Wundbehandlung eingesetzt. Ein neues Therapiefeld könnte die Behandlung von Tumoren werden. Ein Wissenschaftlerteam aus Greifswald erforscht, wie die ionisierten Gase Krebszellen vernichten können.

Im Kampf gegen Krebs setzt ein Wissenschaftlerteam aus Greifswald auf die Entwicklung neuer Therapiekonzepte mithilfe der Plasmamedizin. Die Forscher des Zentrums für Innovationskompetenz ZIK plasmatis erforschen dabei, wie mit Hilfe von kalten Plasmen Tumore eingedämmt werden können. Ziel sei es, Krebszellen mit einem gut verträglichen Therapieverfahren zu eliminieren und das körpereigene Immunsystem durch kalte Plasmen - ionisierte Gase - zu stimulieren, sagte der Leiter der Forschergruppe "Plasma-Redox-Effekte", Sander Bekeschus am Dienstag in Greifswald. Durch eine Stimulierung des körpereigenen Abwehrsystems sei es möglich, Metastasen zurückzudrängen. An diesen Tochtergeschwüren sterben nach Angaben der Forscher 90 Prozent aller Krebspatienten.

Das Forschungsprojekt wird auf einer internationalen Fachtagung "Plasma zur Krebsbehandlung" vorgestellt, die am Dienstag in Greifswald begonnen hatte. Die Tagung mit rund 120 Wissenschaftlern aus 21 Ländern findet erstmals in Deutschland statt. Am ZIK plasmatis sind das Greifswalder Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie (INP) und die Universitätsmedizin Greifswald beteiligt. Im Mittelpunkt der Forschung stehen physikalische Plasmen, ein elektrisch leitfähige Teilchengemisch. Plasma wird neben fest, flüssig und gasförmig auch als "vierter Aggregatzustand" bezeichnet. Es kommt bei der Beschichtung von Oberflächen, der Dekontamination von Lebensmitteln, der Reinigung von Flüssigkeiten, in der Medizin und Elektrotechnik zum Einsatz.

Die Greifswalder Krebs-Forscher nehmen bei der Entwicklung neuer Therapieverfahren reaktive Stickstoff- und Sauerstoffverbindungen in den Blick. Viele dieser Moleküle kämen im menschlichen Organismus vor und seien auch im Plasma enthalten, sagte der Immunologe Bekeschus. Wenn es gelänge, mithilfe dieser freien Radikale die Tumorzellen zu schädigen und wieder für die Immunabwehr sichtbar zu machen, könnten plasmabasierte Verfahren die etablierten Therapien ergänzen. "Das wäre für uns ein Durchbruch." Forschungsergebnisse sollen 2020 vorliegen.

Am Greifswalder INP mit rund 200 Wissenschaftlern wird seit langem am Einsatz von kalten Plasmen in der Medizin geforscht. Unter anderem wurde ein Plasma-Stift entwickelt, der zur Behandlung von Wundinfektionen und Hauterkrankungen eingesetzt wird. Mit dem ionisierten Gas können nach Angaben des Instituts Wunden gereinigt und Keime eingedämmt werden.