Kinder leiden häufiger unter chronischen Schmerzen

Rund 66 500 Kinder in Baden-Württemberg leiden unter chronischen Schmerzen. Die jungen Patienten finden oft trotz Odyssee von Arzt zu Arzt keine Hilfe, sie ziehen sich zurück und gehen im Extremfal

Rund 66 500 Kinder in Baden-Württemberg leiden unter chronischen Schmerzen.

Die jungen Patienten finden oft trotz Odyssee von Arzt zu Arzt keine Hilfe, sie ziehen sich zurück und gehen im Extremfall nicht mehr zur Schule, wie der Schmerzspezialist und Leiter der Kinderneurologie am Olgahospital Stuttgart, Markus Blankenburg, sagte. Dort ist seit Samstag das erste Kinderschmerzzentrum in Süddeutschland angesiedelt. “Man muss lernen, den Teufelskreis der Schmerzentwicklung zu durchbrechen.”

Der Schmerz sei ein Alarmsignal des Körpers, werde aber zur Krankheit, wenn er eine Eigendynamik entwickle, sagte Blankenburg. Kleinkinder litten häufig unter Bauchschmerzen, Schüler unter Kopfschmerzen.

Die Zahl junger Schmerzpatienten steigt nach Blankenburgs Angaben an. Unter anderem seien veränderte Lebensbedingungen ein Grund dafür: “Eher wenig Bewegung, Konsum von Koffein, Nikotin und anderen aufputschenden Mitteln und wenig selbstbestimmte Zeit.” Auch Trennung der Eltern, Gewalt oder andere belastende Lebensereignisse könnten chronischen Schmerz mitverursachen.

Blankenburg arbeitet in Stuttgart mit einer Therapiemethode, die seinen Angaben zufolge sonst nur im Deutschen Kinderschmerzzentrum in Datteln (Nordrhein-Westfalen) angewandt wird. “Wir lernen die Aufmerksamkeit im Alltag vom Schmerz wegzulenken.”

Die Deutsche Schmerzliga in Oberursel (Hessen), Interessenvertretung der Schmerzpatienten, bestätigte, dass es nur wenige Kinderärzte gibt, die auf Schmerzen spezialisiert seien und begrüßte die Einrichtung des Kinderschmerzzentrums Baden-Württemberg.

Text: dpa / fw

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