Mit ausländischen Medizinern gegen Ärztemangel

Sachsen hat einen großen Bedarf an Medizinern - vor allem in ländlichen Regionen. Schon seit Jahren kommen deshalb immer mehr aus dem Ausland. Ihr Anteil unter neu zugelassenen Ärzten ist auch aktuell hoch.

Sachsen hat einen großen Bedarf an Medizinern - vor allem in ländlichen Regionen. Schon seit Jahren kommen deshalb immer mehr aus dem Ausland. Ihr Anteil unter neu zugelassenen Ärzten ist auch aktuell hoch.

In Sachsen haben im vergangenen Jahr 206 Ärzte aus 47 Ländern eine Zulassung erhalten. Damit ging mehr als jede vierte von der zuständigen Landesdirektion erteilte Approbation an Mediziner, die im Ausland ausgebildet wurden. Die größte Gruppe stellten dabei mit 29 Zulassungen Absolventen aus Ägypten, gefolgt von Tschechien (28), Syrien (19), der Ukraine (13) und Polen (10), wie die Behörde auf dpa-Anfrage mitteilte. Zudem erhielten 597 in Deutschland ausgebildete Ärzte ihre Approbation.

Angesichts des steigenden Ärztebedarfs betonte Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch die Bedeutung der Zuwanderung. "Ausländische Ärztinnen und Ärzte leisten einen wichtigen Beitrag für die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in Sachsen", sagte die CDU-Politikerin. Dies täten sie sowohl in den Krankenhäusern als auch in eigener Niederlassung oder angestellt in Arztpraxen. "Wir freuen uns über jeden gut qualifizierten Mediziner, der bei uns tätig wird - egal aus welchem Land er kommt."

Wie viele der 2016 zugelassenen ausländischen Ärzte tatsächlich in Sachsen praktizierten, sei nicht bekannt, sagte Mandy Taube von der Landesdirektion. Mit der Approbation könnten sie bundesweit arbeiten. Der Sächsischen Landesärztekammer, die eine Statistik der im Freistaat tätigen ausländischen Mediziner führt, liegen bislang noch keine Zahlen für 2016 vor. Ihr Anteil steigt aber schon seit Jahren. 2015 waren 2421 ausländische Ärzte aus 92 Nationen bei der Landesärztekammer gemeldet.

"Auch in den ländlichen Regionen tragen sie maßgeblich dazu bei, dass Patientinnen und Patienten gut versorgt werden", stellte Klepsch fest. "Dies trifft vor allem auf die Fachgebiete der Allgemeinmedizin, Innere Medizin, Augenheilkunde, sowie Kinder- und Jugendmedizin zu."

Die Zahl der syrischen Ärzte wächst ebenfalls: 2015 arbeiteten laut Landesärztekammer 169 in Sachsen. Das waren sieben Prozent aller ausländischen Mediziner. Und der Trend dürfte sich angesichts der 2016 erteilten Approbationen fortsetzen. Allein die Zahl sozialversicherungspflichtig angestellter Ärzte aus dem Bürgerkriegsland verdoppelte sich nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit von Sommer 2015 bis Sommer 2016 von 76 auf 165.

Zusätzlich zu den Approbationen wurden ausländischen Ärzten im vergangenen Jahr von der Landesdirektion auch 162 Berufserlaubnisse erteilt. "Damit dürfen Ärzte, die noch keine Approbation haben, unter Anleitung und Aufsicht eines approbierten Arztes in Sachsen arbeiten", erläuterte Taube. Zumeist werde eine solche Erlaubnis erteilt, wenn Betroffene noch nicht über genügend Sprachkenntnisse verfügten.

Seit vergangenem Jahr müssen ausländische Ärzte in Sachsen für eine Zulassung neben einer mit der deutschen vergleichbaren Ausbildung auch Fachsprachkenntnisse vorweisen. 89 Mediziner bestanden 2016 eine entsprechende Prüfung durch die Landesärztekammer. Mit 30 Ärzten kam die größte Gruppe dabei aus Syrien.

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit ist der Bedarf an Fachkräften in der gesamten Gesundheitsbranche hoch. Und er werde weiter zunehmen, sagte der Sprecher der Regionaldirektion, Frank Vollgold. Im Freistaat seien mehr als 175 000 Frauen und Männer in Gesundheits- und Pflegeberufen tätig, darunter fast 4200 Ausländer, knapp 650 aus Syrien.

"Aktuell sind 13,8 Prozent der Beschäftigten in medizinischen und nichtmedizinischen Gesundheitsberufen älter als 55 Jahre - etwa jeder siebte geht in den kommenden zehn Jahren in Rente. Weitere 24,7 Prozent sind zwischen 45 und 54 Jahre jung", berichtete Vollgold. Die demografische Entwicklung habe aber zugleich zur Folge, dass immer mehr ältere Menschen Leistungen des Gesundheitswesens in Anspruch nehmen müssten.

Ohne ausländische Kollegen sei eine gute Versorgung der Patienten schon jetzt kaum mehr zu schaffen, sagte der Präsident der Landesärztekammer, Erik Bodendieck. "Einige Kliniken könnten den Betrieb mancher Stationen ohne die internationalen Ärzte nicht aufrechterhalten, weil sie in Deutschland keine Mediziner finden."