Ärzteverband weist auf "Kinderkliniksterben" in Deutschland hin

Der Vorwurf steht im Raum, dass bei der Schließung einer Kinderklinik in Parchim wirtschaftliche Gründe eine Rolle spielten, weil Kinderheilkunde für Kliniken als Zuschussgeschäft gilt. Kein Einzelfall, sagt der Kinder- und Jugendärzteverband.

Medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Kinderkliniken und -stationen ist "akut gefährdet"

In einer Klinik in Parchim in Mecklenburg-Vorpommern wurde im vergangenen Jahr eine Kinderstation geschlossen. Der Vorwurf steht im Raum, dass wirtschaftliche Gründe eine Rolle spielten, weil Kinderheilkunde für Kliniken als Zuschussgeschäft gilt. Kein Einzelfall, sagt der Kinder- und Jugendärzteverband.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt vor Engpässen bei der medizinischen Behandlung von Kindern und Jugendlichen. "Die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Kinderkliniken und -stationen ist akut gefährdet", sagte Verbandspräsident Thomas Fischbach. Die Zahl der Betten in den Kinderabteilungen der deutschen Krankenhäuser gehe seit mehr als 20 Jahren stetig zurück. Der Verband sprach von einem "Kinderkliniksterben" und forderte die Politik dazu auf, die klinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu sichern.

Zuvor hatte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig die Abschaffung von Fallpauschalen in Krankenhäusern gefordert. "Fallpauschalen führen dazu, dass sich Kinderkliniken auf dem Lande nicht mehr rechnen". Die Profitorientierung im Gesundheitssystem könne so nicht bleiben, sagte die SPD-Politikerin.

Folge aus Privatisierung des Gesundheitssystems und Einführung von Fallpauschalen

Hintergrund der aktuellen Debatte ist der Fall einer 2019 geschlossenen Kinderstation in einem Asklepios-Krankenhaus in Parchim in Mecklenburg-Vorpommern. Das Unternehmen hatte als Grund Ärztemangel angegeben und weist den Vorwurf zurück, die Station aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben zu haben.

Vom Kinder- und Jugendärzteverband hieß es: "Eine solche Schließung ist kein Einzelfall." Die von der Politik gewünschte Privatisierung des Gesundheitssystems sowie die Einführung von Fallpauschalen hätten zu dieser Entwicklung geführt. Die Politik müsse eine Vergütung der Kliniken sicherstellen, die dem erhöhten Aufwand der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen entspreche. "Außerdem fordern wir auch für ländliche Regionen eine wohnortnahe qualifizierte ambulante Versorgung. 50 Kilometer und mehr bis zur nächsten Kinderstation - das darf nicht sein."