Erste deutsche Kliniken setzen auf eigene 5G-Mobilfunknetze

Ob virtuelle 3D-Darstellungen von Organen oder Operationen, die aus der Ferne durchgeführt werden: Der Mobilfunkstandard 5G soll die Medizin nach vorn bringen. Allmählich geht es hierzulande los mit dieser Art des Fortschritts.

Echtzeit-Datenübertragung soll Patient:innen helfen

Ob virtuelle 3D-Darstellungen von Organen oder Operationen, die aus der Ferne durchgeführt werden: Der Mobilfunkstandard 5G soll die Medizin nach vorn bringen. Erste deutsche Krankenhäuser setzen jetzt auf eigene Netze.

Nach der Bonner Universitätsklinik und einem Leipziger Helios-Krankenhaus nimmt nun das Düsseldorfer Universitätsklinikum ein eigenes Netz in dem Mobilfunkstandard in Angriff. Die 5. Mobilfunkgeneration (5G) soll an Kliniken die Übermittlung großer Datensätze von Computertomographien (CT) oder Kernspintomographien (MRT) ermöglichen, damit Ärzt:innen anderer Abteilungen schnell Informationen bekommen und die Behandlung ohne lange Wartezeiten weitergehen kann. Auch vernetzte "Augmented Reality"-Brillen für Operationen sollen dank 5G gut einsetzbar sein und die virtuelle Darstellung von Körperteilen verbessern. Der Funkstandard soll ruckelfreie und stabile Übertragungen sicherstellen.

Die Deutsche Telekom startete Ende 2020 ein 5G-Campusnetz am Universitätsklinikum Bonn, das laut Telekom-Manager Michael Waldbrenner reibungslos läuft. Im Vergleich zum Festnetz-Internet über Wlan habe 5G den großen Vorteil, eine stabile Echtzeit-Übertragung großer Datenmengen zu ermöglichen. In den teilweise sehr alten Gebäuden deutscher Krankenhäuser sei die Verkabelung für besseres Wlan mitunter sehr aufwendig. "Wir haben zahlreiche Anfragen von Krankenhäusern für eine bessere Netzabdeckung." Auch Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter betont die Vorteile: "5G ist viel präziser als Wlan, es gehen keine Datenpakete verloren."

5G-Campusnetze sollen Datensicherheit garantieren

Die Campusnetze funken nur auf dem Klinikgelände, sie sind nicht öffentlich - und damit vor Hackern von außen geschützt. "In Sachen Datensicherheit haben 5G-Campusnetze große Vorteile", sagt Waldbrenner. Separat hierzu gibt es ein öffentliches 5G-Netz, das zum Beispiel eine Echtzeit-Verbindung mit Spezialisten in anderen Städten herstellt und deren Expertise dann in Echtzeit bei Operationen oder Behandlungen einbinden kann.

Natalie Gladkov vom Bundesverband Medizintechnologie sagt, damit sich digitale Prozesse durch Vernetzung der Systeme und Geräte entfalten könnten, werde der Bedarf an flächendeckend hohen Leitungskapazitäten enorm steigen. 5G-Netze an Klinken seien ein Fortschritt, sagt die Digitalexpertin: "Besonders der Bereich der Telemedizin wird davon profitieren und sich nachhaltig etablieren."

Telefónica begann im August mit dem Aufbau eines 5G-Netzes an einem Helios-Krankenhaus in Leipzig, zum Jahresende soll es in Betrieb gehen. Telefónica-Deutschlandchef Markus Haas sieht großes Potenzial. Aus der Ferne gesteuerte Operationen würden ebenso möglich wie die Zuschaltung von Experten für datengestützte, oft lebensrettende Entscheidungen: "5G bietet extrem hohe Datengeschwindigkeiten und sehr kurze Reaktionszeiten von bis zu einer Millisekunde."