Nierenerkrankungen: Fresenius Medical Care setzt auf Heimdialyse

Viele Patienten mit Nierenerkrankungen müssen mehrmals pro Woche zur Blutwäsche in Dialysezentren. Der Gesundheitskonzern FMC baut nun auf den Trend zur Behandlung zu Hause - und stärkt sich dafür mit einem Milliardenzukauf.

Bewegung am Markt - Vorteile für Patienten?

Viele Patienten mit Nierenerkrankungen müssen mehrmals pro Woche zur Blutwäsche in Dialysezentren. Der Gesundheitskonzern FMC baut nun auf den Trend zur Behandlung zu Hause - und stärkt sich dafür mit einem Milliardenzukauf.

Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC) bleibt auf Expansionskurs. Mit einer milliardenschweren Übernahme der auf Heimdialyse spezialisierten Medizintechnik- und -dienstleistungsfirma NxStage Medical will der hessische Gesundheitskonzern sein Geschäft in den USA stärken. Er will so zu einem weltweit führenden Anbieter in diesem Markt aufsteigen.

FMC bietet für das US-Unternehmen 30 Dollar in bar, wie die Fresenius-Tochter am Montag in Bad Homburg mitteilte. Damit wird der Deal mit rund 2 Milliarden Dollar (rund 1,7 Mrd Euro) bewertet. Der Konzern rechnet mit einem Abschluss der Transaktion im Jahr 2018. Das Management von NxStage befürwortet die Transaktion. Für die Übernahme brauchen die Hessen aber noch die Zustimmung der Behörden. Geht das Geschäft über die Bühne, sollen in den ersten drei bis fünf Jahren nach Abschluss jährlich 80 bis 100 Millionen Dollar Kosten vor Steuern gespart werden. Ein positiver Beitrag zum Konzernergebnis erwartet FMC erstmals drei Jahre nach Abschluss.

Trend hin zur Heimdialyse

Mit der Übernahme setzt FMC vor allem auf den wachsenden Markt der Heimdialyse, auf den sich NxStage spezialisiert hat. In den USA erhalten nach Angaben eines Firmensprechers 12 Prozent der betroffenen Patienten ihre Dialyse außerhalb der speziellen Zentren im eigenen Zuhause. Das amerikanische Gesundheitsministerium fördert diese Art der Behandlung von Nierenerkrankungen.

NxStage gilt in diesem Bereich als Pionier: Das Unternehmen hat Geräte entwickelt, für die es als Erster die Zulassung auch für eine Behandlung in der Nacht erhalten hat - ein Zuwachs für die Lebensqualität der Patienten gegenüber der mehrstündigen Behandlung in einem Dialysezentrum mehrmals pro Woche.

Diesen Pluspunkt will FMC nun nutzen: "Mit den NxStage-Produkten erhöhen wir auch die Attraktivität unserer Dialysezentren, da wir den Patienten ein zusätzliches Angebot machen können", sagte der Sprecher. Während NxStage schwerpunktmäßig in den USA unterwegs ist, will FMC die Produkte künftig über das eigene Netz der weltweit knapp 3.700 Dialysezentren stärker international vermarkten. Damit will FMC in der Heimdialyse eine weltweit führende Position einnehmen.

Player taktieren am Gesundheitsmarkt

NxStage mit Sitz in Lawrence nahe Boston betreibt auch eine kleinere Anzahl von Dialysezentren zur Behandlung chronisch nierenkranker Patienten. 2016 lag der Umsatz bei 366 Millionen Dollar. FMC ist der weltweit führende Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit Nierenerkrankungen und betreut in seinen Dialysezentren über 300.000 Patienten. Im wichtigen US-Markt kommt FMC auf einen Marktanteil von 40 Prozent.

Die Übernahme ist daher eine logische Konsequenz: Zukäufe von Dialysezentren im großen Stil würden vermutlich auf Probleme mit den Wettbewerbsbehörden stoßen. Wegen des regulatorischen Gegenwinds sei der Vorstoß in die Heimdialyse ein guter Schachzug, kommentierte Commerzbank-Analyst Oliver Metzger. An der Börse fielen FMC-Aktien am Montag dennoch um gut ein Prozent auf rund 78 Euro. Händler halten die gebotenen 30 Dollar je Aktie für hoch gegriffen.