Nikotinabusus bei rheumatoider Arthritis

Nikotinabusus ist unter Menschen mit rheumatoider Arthritis (RA) weit verbreitet. Die vorliegende Publikation liefert stichhaltige Argumente, mit denen sich der eine oder andere Patient dazu motivieren lassen sollte, mit dem Rauchen aufzuhören.

Patienten sollten zum Rauchstopp motiviert werden

Nikotinabusus ist unter Menschen mit rheumatoider Arthritis (RA) weit verbreitet. Die vorliegende Publikation liefert stichhaltige Argumente, mit denen sich der eine oder andere Patient dazu motivieren lassen sollte, mit dem Rauchen aufzuhören.

Rauchen erhöht das Risiko, an RA zu erkranken. Die Prävalenz des Rauchens ist deshalb unter Patienten mit RA höher als in der Allgemeinbevölkerung. Außerdem erhöht Rauchen das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Atemwegsinfektionen. Bekannt ist zudem, dass Menschen mit RA überproportional häufig an kardiovaskulären Erkrankungen leiden und Atemwegsinfektionen bei ihnen zu einer erhöhten Mortalität beitragen. Beides könnte deshalb zumindest teilweise auf das Rauchen zurückzuführen sein.

In der Allgemeinbevölkerung nimmt die Gefahr eines akuten Koronarereignisses oder Schlaganfalls nach dem Rauchstopp nach Daten einer Metaanalyse mit jeder Dekade um 17 % bzw. 13 % ab. Bei ehemals starken Rauchern führte Nikotinverzicht Jahr für Jahr zu einem kontinuierlichen Rückgang der Mortalität aufgrund von Atemwegsinfektionen. Auch RA-Patienten sollten deshalb ihr Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis oder eine Atemwegsinfektion reduzieren, wenn sie mit dem Rauchen aufhören. Dies wurde bislang aber nicht in Studien überprüft.

Hospitalisierungsrate bei gegenwärtigen Rauchern am höchsten

Im Rahmen der retrospektiven Kohortenstudie wurden 5.677 RA-Patienten der im UK geführten Datenbank "Clinical Practice Research Datalink" vom Zeitpunkt der RA-Diagnose bis zur Hospitalisierung aufgrund eines kardiovaskulären Ereignisses oder einer Atemwegsinfektionen nachverfolgt. Der Beobachtungszeitraum war vom 1. Januar 1998 bis 10. Januar 2012. Bei Beobachtungsbeginn hatten 40 % der Patienten niemals geraucht, 34 % waren frühere und 26 % gegenwärtige Raucher. Bei einem Follow-Up von 21.843 Personenjahren betrug die Hospitalisierungsrate aufgrund eines kardiovaskulären Ereignisses 9,1/1.000 Jahre. Am höchsten war sie bei den gegenwärtigen Rauchern mit 13,7/1.000 Jahre und am geringsten bei jenen, die nie geraucht hatten, mit 6,3/1.000 Jahre (ehemalige Raucher: 11/1.000 Jahre). Die 30-Tages-Mortalität der insgesamt 194 Patienten, die wegen eines kardiovaskulären Ereignisses hospitalisiert wurden, betrug 6 % bei Patienten, die niemals geraucht hatten, 11 % bei früheren Rauchern und 20 % bei gegenwärtigen Rauchern. Bei den ehemaligen Rauchern machte es keinen Unterschied, ob sie weniger als drei Jahre vor dem Ereignis oder schon früher mit dem Rauchen aufgehört hatten. Das Risiko der Hospitalisierung aufgrund eines kardiovaskulären Ereignisses nahm dagegen mit jedem Jahr um 25 % ab.

Rauchstopp und Atemwegsinfektionen

Was Atemwegsinfektionen betrifft, wurden 9,9 % der Patienten mindestens einmalig wegen einer solchen hospitalisiert. Dabei handelte es sich überproportional häufig um gegenwärtige Raucher sowie Patienten mit begleitendem Asthma oder einer chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD). Bei einer Inzidenzrate von 21,9/1.000 Jahre (unter Berücksichtigung nur des ersten Ereignisses) im gesamten Kollektiv war die Hospitalisierungsrate sowohl bei gegenwärtigen als auch bei früheren Rauchern im Vergleich zu Patienten, die niemals geraucht hatten, um etwa das Doppelte erhöht. Unter Berücksichtigung aller Ereignisse – manche Patienten wurden mehrfach wegen einer Atemwegsinfektion hospitalisiert – hatten frühere Raucher sogar ein höheres Risiko als gegenwärtige Raucher. Dennoch nahm das Risiko, erstmals wegen einer Atemwegsinfektion hospitalisiert zu werden, bei den ehemaligen Rauchern nach dem Rauchstopp mit jedem Jahr um 15 % ab. Dies war unabhängig davon, wie viel Zigaretten sie früher täglich geraucht hatten. Neben den Inzidenzraten wurde in einer Regressionsanalyse auch die Zeit ab der RA-Diagnose bis zur ersten Hospitalisierung berechnet. Demnach ist das Risiko der Hospitalisierung bei gegenwärtigen Rauchern nach vollständiger Adjustierung für Risikofaktoren im Vergleich zu ehemaligen Rauchern um 30 % erhöht.

Fazit

RA-Patienten, die rauchen, haben gegenüber früheren Rauchern ein 50 % höheres Risiko der Hospitalisierung aufgrund eines schweren kardiovaskulären Ereignisses und ein 30 % höheres Risiko der Hospitalisierung aufgrund einer Atemwegsinfektion. Bei früheren Rauchern nimmt das Risiko nach dem Rauchstopp von Jahr zu Jahr kontinuierlich ab. Rauchende RA-Patienten sollten deshalb zum Rauchstopp motiviert werden. Informationsmaterialien, die auf die Verbindung zwischen rheumatoider Arthritis und Rauchen hinweisen, könnten dazu beitragen, diese Botschaft zu transportieren.

Quelle:
Joseph RM, Movahedi M, Dixon WG, Symmons DP. Risks of smoking and benefits of smoking cessation on hospitalisations for cardiovascular events and respiratory infection in patients with rheumatoid arthritis: a retrospective cohort study using the Clinical Practice Research Datalink. RMD Open 2017; 3(2): e000506