Onkologen sehen Fortschritte bei der Krebsbehandlung

Nach der Diagnose Krebs kommt häufig die Strahlentherapie. Für die meisten Patienten ist das mit großen Ängsten verbunden. Angesichts von Fortschritten in der Medizin und Technik seien diese aber u

Nach der Diagnose Krebs kommt häufig die Strahlentherapie. Für die meisten Patienten ist das mit großen Ängsten verbunden. Angesichts von Fortschritten in der Medizin und Technik seien diese aber unbegründet, meint ein führender Radioonkologe.

Bei der Bestrahlung von Tumoren kommt es auf Präzision an. Die Krebszellen sollen zerstört, das gesunde Gewebe aber geschont werden. Mit der modernen bildgeführten Behandlung wollen Strahlenmediziner diesem Ziel näher kommen, wie der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie, Michael Baumann, der Deutschen Presse-Agentur sagte. “Tumoren können sich bewegen”, erklärte der Dresdner Medizinprofessor. Das müsse auch während der Bestrahlung berücksichtigt und etwa über CT-Geräte beobachtet werden. Der Arzt müsse sehen, wie sich der Tumor unter der Bestrahlung verändere, um die Dosierung präzise steuern zu können.

Auch an eine neue Art von Strahlen denken die Mediziner. Bislang werden in der Regel Photonen, also hochenergetische Röntgenstrahlen, eingesetzt. Diese schädigen auch gesunde Bereiche in der Umgebung des Tumors. Bei einem Krebs, der den Sehnerv umwuchert, könne das im schlimmsten Fall zur Erblindung führen, erläuterte der Heidelberger Radioonkologe Jürgen Debus. Eine Strahlentherapie mit Protonen oder Ionen könne eine Alternative sein. Die elektrisch geladenen Teilchen durchschlügen das Gewebe pfeilschnell und gäben fast ihre gesamte Energie erst im Tumor ab. Deshalb würden vorrangig krebskranke Kinder, die sehr empfindlich auf Strahlung reagierten, mit Protonen bestrahlt. Die Methode erfordere allerdings hochkomplexe Anlagen, die es bislang nur an fünf Standorten in Deutschland gibt.

Neben der Verbesserung der Technik seien aber auch eine bessere biologische Bildgebung und sogenannte Biomarker (objektive Merkmale) erforderlich, um möglichst individuell auf die Erkrankung eines Patienten reagieren zu können, sagte Baumann. Nicht jeder Tumor sei gleich. “Auch in einer Tumorart kann es ganz große Unterschiede geben, von sensibleren Tumoren zu resistenteren.” Biologische und molekulare Verfahren werden künftig Klarheit schaffen: “Dann braucht man zum Beispiel einen Tumor, der besonders sensibel ist, nur mit einer geringeren Dosis zu behandeln, und der Patient wird trotzdem geheilt.”

Über neue Forschungsergebnisse auch in diesem Bereich wollen rund 2000 Mediziner auf der am Donnerstag in Hamburg beginnenden Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie diskutieren.

Patienten bräuchten vor der Strahlenbehandlung keine Angst zu haben, betonte Baumann. “Es gibt keine andere medizinische Methodik im Bereich der Krebsbehandlung, die so eng kontrolliert wird wie die Strahlentherapie.” Die Möglichkeit von Fehlern oder unerwünschten Wirkungen bestehe allerdings immer.

Die Strahlentherapie sei bei der Behandlung von Krebs unverzichtbar. “Bei ungefähr der Hälfte aller Patienten, die von ihrer Krebserkrankung geheilt werden, ist die Strahlentherapie entweder als einzige Methode oder als ein wichtiger Bestandteil der Kombinationstherapie eingesetzt worden”, sagte Baumann. Daneben lindere diese Art der Behandlung häufig Symptome und Schmerzen und trage damit zur Verbesserung der Lebensqualität bei.

In Hamburg hatten zuletzt Behandlungsfehler am Strahlenzentrum der Asklepios-Klinik in St. Georg für Aufsehen und Nachforschungen gesorgt. Zwischen 2010 und 2013 waren zehn Patienten in elf Fällen mit teils deutlich zu niedrigen Dosen behandelt worden.

Text: dpa /fw