Online-Beratung kann nicht alle Probleme lösen

Oft ist die Hilfe nur ein paar Mausklicks entfernt – wer Rat sucht, findet immer häufiger Hilfe im Internet. Fachleute warnen derweil: Ein direktes persönliches Beratungsgespräch ersetzen Online-Ratgeber zumindest in schwierigen Fällen oft nicht.

Oft ist die Hilfe nur ein paar Mausklicks entfernt – wer Rat sucht, findet immer häufiger Hilfe im Internet. Fachleute warnen derweil: Ein direktes persönliches Beratungsgespräch ersetzen Online-Ratgeber zumindest in schwierigen Fällen oft nicht.

Caritas-Präsident Peter Neher hat vor der Versuchung gewarnt, aus Kostengründen bei der Sozialberatung Menschen durch Computer zu ersetzen. Online-Beratung könne etwa bei der Hilfe für Schwangere nur ein “Türöffner” sein. “Wenn es aber um eine intensive Begleitung der Schwangeren geht, kann es nicht bei der Online-Beratung bleiben”, sagte der Chef der katholischen Hilfsorganisation zum Auftakt der Sozialmesse ConSozial am Mittwoch in Nürnberg.

Zwar sehe er auch die Chancen der sich abzeichnenden Digitalisierung der Sozialwirtschaft. So sei es künftig für Menschen mit Handicaps leichter, sich per Internet zu vernetzen. “Ich muss jetzt nicht unbedingt mehr einen Verein gründen, wenn ich mich mit Gleichgesinnten austauschen möchte”, sagte der Caritas-Chef. “Ein Risiko der wachsenden Digitalisierung besteht aber dort, wo die Technik den Menschen ersetzt”, fügte Neher hinzu.

So sollte die Online-Beratung nur dort eingesetzt werden, wo sie wirklich Sinn mache. “Es gibt Menschen, die würden nie eine Sozialberatung betreten”, gab Neher zu bedenken. “Es muss aber auch klar sein, dass es Fälle gibt, in denen ein Internetangebot eine Face-to-Face-Beratung nicht ersetzen kann.” Er fürchte, dass mit dem Sparzwang etwa von Städten und Gemeinde der entsprechende Druck auf die Anbieter von Beratungsleistungen wachsen könnte.

Die bayerische Sozial- und Arbeitsministerin Emilia Müller (CSU) zeigte sich derweil besorgt über die zunehmende Verwischung der Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit im Zuge der wachsenden Digitalisierung der Arbeitswelt. Hier sei ein gesetzlicher Ordnungsrahmen erforderlich, sagte sie. “Wir können uns hier nicht auf dem bestehenden Arbeitszeitgesetz ausruhen.” Freiberufliche Beschäftigte, wie “Crowdworker” und “Freelancer”, müssten zudem besser sozial abgesichert werden.

Die zweitägige Messe, auf der 240 Aussteller ihre Produkte für Kitas, Pflegeheime und andere soziale Dienstleister vorstellen, steht in diesem Jahr unter dem Motto “Soziale Marktwirtschaft 4.0”. In einem Fachkongress wollen Experten die Auswirkungen der zunehmenden Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft auf die Arbeit in Kindertagesstätten sowie Pflege- und Behindertenheimen beleuchten.