Contergan-Opfer fordern Entschuldigung der Landesregierung

Tausende wurden in den 60er Jahren durch das Schlafmittel Contergan geschädigt, jeder Zweite von ihnen lebt noch. Auf der Suche nach einem Schuldigen fordern sie eine Reaktion des Landes.

Tausende wurden in den 60er Jahren durch das Schlafmittel Contergan geschädigt, jeder Zweite von ihnen lebt noch. Auf der Suche nach einem Schuldigen fordern sie eine Reaktion des Landes. Doch die Regierung hält sich mit einer Entschuldigung noch zurück.

Vor einer Diskussionsrunde zur Rolle des Landes im Contergan-Skandal haben mehrere Opfer erneut eine Entschuldigung der Landesregierung gefordert. “Es geht uns um Entschuldigungen auf jeder Ebene, die möglich ist”, sagte die Kölner Betroffene Sabine Börnemann-Pflanz am Rande der Veranstaltung am Mittwoch in Düsseldorf.

Für den Interessenverband Contergan-Geschädigter in NRW hatte sein Vorsitzender, Udo Herterich, zuvor eine Entschuldigung bereits als “Wertschätzung gegenüber dem Leid dieser Menschen” bezeichnet. Es wurde erwartet, dass sich NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) im Laufe des Treffens dazu äußert.

In einer fast 700 Seiten umfassenden Studie hatte ein Wissenschaftler aus Münster zuvor eine “strukturelle Unterlegenheit” der zuständigen Behörden gegenüber dem verantwortlichen Stolberger Pharmakonzern Grünenthal festgestellt. Es habe damals zudem unter anderem keine rechtlichen Vorschriften zum Verbot von Arzneimitteln gegeben, sagte der Autor der Studie, Niklas Lenhard-Schramm, bei der Tagung in teils sehr angespannter Stimmung.

Das von werdenden Müttern eingenommene Schlafmittel Contergan hatte in den 1960er Jahren bei Tausenden Kindern zu schweren Missbildungen geführt. In Deutschland leben noch etwa 2400 Contergan-Opfer, davon rund 800 in NRW.