Pankreaskarzinom: adjuvantes mFolfirinox verlängert Überleben um fast 20 Monate im Vergleich zu Gemcitabin

Mit einem modifizierten Folfirinox-Regime konnte bei Patienten mit nichtmetastasiertem duktalen Pankreaskarzinom in der Adjuvans ein Gesamtüberleben von 54,5 Monaten im Vergleich zum bisherigen Standard Gemcitabin mit 35 Monaten erzielt werden.

Möglicher neuer Therapiestandard nach Resektion

Mit einem modifizierten Folfirinox-Regime konnte bei Patienten mit nichtmetastasiertem duktalen Pankreaskarzinom in der Adjuvans ein bislang noch nicht erreichtes Gesamtüberleben von 54,5 Monaten im Vergleich zum bisherigen Standard Gemcitabin mit 35 Monaten erzielt werden. Dies ergab eine multizentrische internationale Phase-III-Studie, die Thierry Conroy, Institute de Cancerologie de Lorraine, Nancy, beim 2018 ASCO Annual Meeting am 4. Juni  2018 in Chicago vorstellte.

Bei Patienten mit einem resezierten Pankreaskarzinom ist derzeit eine adjuvante Therapie mit Gemcitabin und/oder Fluoropyrimidin Standard. Allerdings kommt es bei 71 bis 76 % der Patienten innerhalb von zwei Jahren zu einem Rezidiv. Es besteht also ein hoher Bedarf für bessere Therapien.

Modifiziertes Folfirinox-Regime versus Gemcitabin

Das Folfirinox-Regime (Fluorouracil, Irinotecan und Oxaliplatin) hatte sich in der Erstlinientherapie bei Patienten in gutem Performance-Status mit metastasiertem Pankreaskarzinom als wirksamer als Gemcitabin erwiesen. Das Regime hat jedoch relativ viele unerwünschte Wirkungen, ein modifiziertes Folfirinox-Regime ohne Bolus-Fluorouracil erwies sich als besser verträglich mit weniger hämatologischen Nebenwirkungen und weniger Durchfällen, aber vergleichbarer Wirksamkeit.

Daher wurde in der internationalen Phase-3-Studie PRODIGE 24/CCTG PA.6 die Wirksamkeit von mFolfirinox und  Gemcitabin in der adjuvanten Therapie von Patienten mit R0- oder R1-reseziertem Pankreaskarzinom verglichen. In 77 Zentren in Frankreich und Kanada wurden 493 Patienten eingeschlossen. 21 bis 84 Tage nach der Operation erhielten sie randomisiert 12 Zyklen mFolfirinox (Oxaliplatin, Leucovorin, Irinotecan, Fluorouracil) oder 6 Zyklen Gemcitabin. Primärer Endpunkt war das krankheitsfreie Überleben (DFS), zu den sekundären Endpunkten gehörten die Toxizität, das Gesamtüberleben (OS), das Krebs-spezifische Überleben und das Metastasen-freie Überleben.

20 Monate längeres OS

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 33,6 Monaten betrug das DFS im Median in der mFolfirinox-Gruppe 21,6 Monate, in der Gemcitabin-Gruppe 12,8 Monate. Dies entspricht einer Hazard-Ratio (HR) von 0,58 (p < 0,0001). Nach 3 Jahren lebten in der mFolfirinox-Gruppe noch 39,7 % der Patienten ohne erneute Krankheitszeichen, in der Gemcitabin-Gruppe 21,4 %. Das Metastasen-freie Überleben lag mit mFolfirinox im Median bei 30,4 Monaten, mit Gemcitabin bei 17,7 Monaten (HR 0,59, p < 0,0001). Die Patienten der mFolfirinox-Gruppe lebten im Median fast 20 Monate länger (54,4 Monate) als die Patienten der Gemcitabin-Gruppe (35 Monate) (HR 0,64, p = 0,003). Nach 3 Jahren lebten bei mFolfirinox-Behandlung noch 63,4 % der Patienten, bei Gemcitabin-Behandlung noch 48,6 %. Die Überlegenheit von mFolfirinox wurde in allen Subgruppen gesehen.

Unerwünschte Wirkungen vom Grad 3/4 waren in der Folfirinox-Gruppe mit 76 % häufiger als in der Gemcitabin-Gruppe mit 53 %. Die Toxizitäten sind nach Aussage von Conroy jedoch zu managen.

Auf guten Performance-Status achten

Aufgrund dieser Ergebnisse sollte mFolfirinox nun als neuer Therapiestandard nach Resektion eines Pankreaskarzinoms bei Patienten in gutem Performance-Status überlegt werden, so das Fazit der Autoren. Nächste Schritte soll nach Aussage von Conroy bei einer Pressekonferenz der ASCO die Überprüfung des Regimes in der Neoadjuvans sowie perioperativ sein. Hierzu laufen derzeit bereits Studien

Auch ASCO-Experte Andrew Epstein, Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, ist der Meinung, dass mFolfirinox ein neuer Therapiestandard bei diesen Patienten sei: „Das ist ein wichtiges und überzeugenden OS-Ergebnis“, sagte er bei einer ASCO-Pressekonferenz. Allerdings sollte man das Regime nicht jedem Patienten geben, denn es sei eine relativ große Herausforderung. Nur Patienten in gutem Zustand seien dafür geeignet.

Richard Schilsky, Chief Medical Officer der ASCO, wies außerdem darauf hin, dass überhaupt nur 15 bis 20 % der Patienten mit einem Pankreaskarzinom operiert werden könnten. Dennoch sei dies der größte Fortschritt beim Pankreaskarzinom, den er seit der Einführung von Gemcitabin gesehen habe.

Quelle:
Conroy T et al. Unicancer GI PRODIGE 24/CCTG PA.6 trial: A multicenter international randomized phase III trial of adjuvant mFOLFIRINOX versus gemcitabine in patients with resected pancreatic ductal adenocarcinomas. 2018 ASCO Annual Meeting, Chicago, 1. bis 5. Juni  2018, Abstract LBA4001. https://meetinglibrary.asco.org/record/159164/abstract