Parasiten bekämpfen oder dulden?

Eine neue Studie zeigt nun, warum es manchmal besser ist, Parasiten nicht zu bekämpfen. Wissenschaftler der University of California haben das Immunprotein RELMapha in Mäusen entdeckt, das Infektio

Eine neue Studie zeigt nun, warum es manchmal besser ist, Parasiten nicht zu bekämpfen.

Wissenschaftler der University of California haben das Immunprotein RELMapha in Mäusen entdeckt, das Infektionen auslöst und das Körpergewebe schützt. Dieses Protein stimmt mit dem im Menschen befindlichen Resistin überein; es ist mehr für den Schutz des Körpers verantwortlich als für die Bekämpfung von Parasiten.

Für Säugetiere ist charakteristisch, dass ihr Immunsystem angreifende Pathogene bekämpft. Da Pathogene unserem Körper Schaden zufügen, setzt der Körper auf natürliche Weise Proteine frei, die diese Pathogene anfechten. Allerdings können diese Zytokine – aus Immunzellen entstandene Proteine – auch das Körpergewebe angreifen und beschädigen. Das in Mäusen produzierte RELMapha visiert den Schutz des Körpergewebes an, es wurde von den Mäusen allerdings ursprünglich für die Abschwächung der Immunantwort entwickelt. Resistin steht unter dem Verdacht, im menschlichen Körper ähnlich zu funktionieren.

“Das ist kontraintuitiv”, kommentiert Studienautorin Meera G. Nair. “Wir denken, dass sich das Immunsystem auf die Bekämpfung der Parasiten spezialisiert. Allerdings ist das nicht die Aufgabe von RELMapha. Säugetiere haben Regelsysteme, die nicht für das Bekämpfen von Pathogenen zuständig sind, stattdessen schwächen sie jedoch die Immunantwort ab, da letztendlich der Wirt davon profitiert.”

Mäuse konnten die Würmer bekämpfen, starben dabei jedoch selbst

Im Rahmen ihrer Untersuchungen haben die Forscher Gene von Mäusen so modifiziert, dass sie nicht mehr über RELMaphia verfügten. Anschließend wurden die Mäuse mit Hakenwürmern infiziert. Es stellte sich heraus, dass die Mäuse imstande waren, die Würmer zu bekämpfen. Allerdings kamen die Mäuse dabei selbst ums Leben, da sie sich von der Infektion nicht erholen konnten, die der Lunge erheblichen Schaden zugefügt hatte.

Im Kontrast dazu die Verabreichung einer geringen Anzahl von Hakenwürmern – die Bekämpfung der Würmer erfolgte schneller, allerdings auch hier nicht ohne Konsequenzen; die Mäuse trugen Schäden davon. Das Forscherteam postuliert, dass das Lungengewebe in Anwesenheit von RELMapha besser geschützt gewesen wäre.

“Wenn Sie die Wahl hätten, einen Parasiten in ihrem Körper zu haben oder von dem Versuch ihres Körpers, ihn zu bekämpfen, zu sterben, dann würden sie dich dafür entscheiden, weiterhin mit dem Parasiten im Körper zu leben”, erklärt Nair. “Wurmartige Parasiten sind sehr gut darin. Sie leben für einen sehr langen Zeitraum mit uns, ohne großartige Schäden anzurichten. Im Grunde besteht eine Symbiose, sodass sowohl Wirt als auch Wurm profitieren. Würmer – zu den komplexesten Pathogenen gehörend – haben sich zu einem idealen Parasiten entwickelt. Sie wollen nicht, dass man stirbt, weil das bedeuten würde, dass auch sie nicht überleben könnten. Im Hinblick auf den Zwiespalt zwischen Entzündung und Immunität, könnten Würmer besser als alle anderen Pathogene sein.”

Im Schlusswort merkt Nair an, dass derzeit noch keine Impfstoffe gegen Wurminfektionen erhältlich sind.

Text: esanum/ df

Foto: Sebastian Kaulitzki / Shutterstock