Notaufnahmen tun ständig wachsende Patientenzahlen weh

Volle Wartezimmer, überarbeitetes Krankenhauspersonal und stundenlanges Ausharren: Die Notaufnahmen im Land sind überlastet. Das Krankenhauspersonal ist überarbeitet, der Patient vom langen Warten genervt: In vielen Notaufnahmen des Landes herrscht eine angespannte Stimmung.

Volle Wartezimmer, überarbeitetes Krankenhauspersonal und stundenlanges Ausharren: Die Notaufnahmen im Land sind überlastet.

Das Krankenhauspersonal ist überarbeitet, der Patient vom langen Warten genervt: In vielen Notaufnahmen des Landes herrscht eine angespannte Stimmung. Schuld daran ist die deutlich gestiegene Zahl von Patienten, die ohne ein ernsthaftes Gesundheitsproblem dort Hilfe sucht oder sich das wochenlange Warten auf einen Termin beim Facharzt ersparen will, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. Andere Patienten aber haben nur einen harmlosen Schnupfen oder ein aufgeschürftes Knie. Ärzte und Pfleger kommen mit der Arbeit daher kaum noch hinterher – und die Wartezeiten in der Ambulnaz verlängern sich auf mehrere Stunden. Die Krankenhäuser fordern Lösungen.

Das Klinikum Magdeburg kennt das Problem nur zu gut. “Wenn der Besuch beim Orthopäden mit einer Wartezeit von sechs bis acht Wochen verbunden ist und dann die Diagnostik weitere Wochen in Anspruch nimmt, ist es doch nicht verwunderlich, das nach Alternativen gesucht wird”, sagte Kliniksprecherin Heike Gabriel. Die Zahl der ambulanten Patienten habe sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Der Anteil allerdings derer, die als echter Notfall im Krankenhaus weiterbehandelt werden müssten, sei nur unwesentlich gestiegen. Bis Jahresende rechne das Haus insgesamt mit rund 20.000 Fällen.

Auch im Universitätsklinikum Halle ist das Problem seit Längerem bekannt. Die Notaufnahme wurde 2003 für 25.000 Patienten pro Jahr konzipiert, wie Kliniksprecher Jens Müller sagte. Mittlerweile kämen jährlich rund 45.000 Patienten. Im Städtischen Klinikum Dessau und im Altmark-Klinikum mit den Standorten in Gardelegen und Salzwedel sieht es nach eigenen Angaben ähnlich aus. Auch dort seien die Notaufnahmen voll.

“Jeder Patient, der die Notaufnahme aufsucht oder per Rettungswagen dorthin gebracht wird, hat Anspruch auf eine Behandlung”, erläuterte die Sprecherin des Städtischen Klinikums Dessau, Grit Hachmeister. Das Problem sei, dass zunehmend auch Menschen eine Behandlung einforderten, die eigentlich in eine Hausarztpraxis gehen könnten.

Die Einrichtungen müssen daher selbst reagieren. In Halle mussten Räumlichkeiten ausgebaut und das Personal verstärkt werden, wie Müller sagte. Das Städtische Klinikum in Dessau führt nach eigenen Angaben derzeit ein spezielles Erstaufnahmesystem ein, mit dem “echte” Notfälle identifiziert und schnell fachgerecht behandelt werden sollen. Andere Kliniken forderten die Politik zum Handeln auf.

Nach Angaben der Krankenhausgesellschaft Sachsen-Anhalt (KGSAN) werden seit einigen Monaten mit der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) Gespräche zu dem Problem geführt. Ziel sei eine Regelung für einen ständig einsatzbereiten Notdienst zwischen KGSAN, KVSA und Krankenkassen zu finden. Ein Schritt auf diesem Weg sei es, niedergelassene Ärzte ihre notdienstärztlichen Versorgungen in den Krankenhäusern durchführen zu lassen. Das geschehe in einigen Kliniken bereits.