Aids-Hilfe beklagt Diskriminierung bei Blutspenden

Homosexuelle Männer durften lange Zeit kein Blut spenden. 2017 wurde dieses Verbot aufgehoben. Aber auch heute gibt es noch Einschränkungen. Viele finden das unfair.

Homosexuelle Männer werden beim Blutspenden immer noch diskriminiert 

Homosexuelle Männer durften lange Zeit kein Blut spenden. 2017 wurde dieses Verbot aufgehoben. Aber auch heute gibt es noch Einschränkungen. Viele finden das unfair.

Die Aids-Hilfe sieht homosexuelle Männer trotz einer Lockerung bei der Blutspende nach wie vor diskriminiert. Um Blut spenden zu können, müssen schwule Männer ein Jahr lang keinen Sex gehabt haben. Die Einschränkung sei "nicht das Hauptproblem, aber eines dieser vielen Mosaiksteinchen, wo es noch Diskriminierung von homosexuellen Männern in unserer Gesellschaft gibt", sagte Florian Beger, Geschäftsführer der hessischen Aids-Hilfe, mit Blick auf den Null-Diskriminierung-Tag an diesem Freitag (1. März).

"Die HIV-Tests funktionieren, deshalb ist diese Einjahresfrist aus unserer Sicht sicher übertrieben an dieser Stelle", sagte Beger. Bis vor eineinhalb Jahren waren homosexuelle Männer in Deutschland komplett von der Blutspende ausgeschlossen gewesen. Im Sommer 2017 hatte die Bundesärztekammer eine neue Richtlinie veröffentlicht, wonach Schwule Blut spenden können, wenn sie ein Jahr keinen Sex mit einem Mann hatten. Dabei reicht die Selbstauskunft des potenziellen Spenders.

Einschränkungen für Risikogruppen

Einschränkungen gelten auch für Menschen mit häufig wechselnden Sexpartnern oder Prostituierte. Für andere Risikogruppen wie beispielsweise Reisende aus Malariagebieten oder Sexpartner von HIV-positiven Menschen gilt lediglich eine viermonatige Begrenzung.

Für diese unterschiedlichen Vorgaben gebe es keine sachlichen Gründe, kritisierte Beger. "Da könnte wirklich noch die alte diskriminierende Haltung hinterstehen." Man habe offenbar "den Mut nicht aufgebracht, hier zu einer grundlegenden Gleichstellung zu kommen".

Lange Frist trotz Knappheit von Blutkonserven

Mit Blick auf die Einjahresfrist erklärte der stellvertretende Sprecher des hessischen Gesundheitsministeriums, Markus Büttner: "Inwiefern das realistisch ist, sei dahingestellt." Angesichts der regelmäßigen Knappheit von Blutkonserven lasse sich die Frage stellen, ob der pauschale Ausschluss einer Gruppe sinnvoll sei, "oder nicht vielmehr das individuelle Sexualverhalten – unabhängig von der sexuellen Orientierung – der Maßstab sein sollte".

Auch der Lesben- Schwulenverband (LSVD) hält es für falsch, Männer mit gleichgeschlechtlichem Sex pauschal zu einer Risikogruppe zusammenzuschließen. Der Verband monierte, es werde nicht berücksichtigt, wenn Schwule in einer monogamen Partnerschaft leben. "Die Frage sollte nicht sein, mit wem man Sex hat", sagte LSVD-Sprecher Markus Ulrich. Vielmehr sollte sie darauf abzielen, ob Menschen geschützten Sex haben.

"Für uns – ebenso wie den Gesetzgeber - haben die Sicherheit der Blutprodukte und des Spenders sowie der Schutz eines meist schwerkranken Blutempfängers allerhöchste Priorität", sagte Stefanie Fritsche vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). "Sobald diese garantiert sind, begrüßen wir generell sämtliche Regelungen, die es mehr Menschen ermöglichen, Blut zu spenden."

Die aktuelle Regelung basiere nicht auf reiner Willkür in Form stereotypischer Wertvorstellungen, wie es bei Diskriminierung der Fall sei, sondern auf medizinisch-wissenschaftlichen Studien und den daraus resultierenden Fakten, sagte Fritsche. Epidemiologische Daten zeigten, dass Sex unter Männern mit einem besonders hohen Übertragungsrisiko für verschiedene Infektionen einhergehe.

Nach Meinung von Beger mystifiziert die derzeitige Regelung HIV zusätzlich. "Alles, was das Thema HIV entstigmatisiert und dazu beiträgt, dass die hauptbetroffenen Gruppen ganz normal in unseren gesellschaftlichen Verhältnissen leben können, unterstützt nach unseren Erfahrungen eher die Präventionsbemühungen", sagte der Geschäftsführer der Aids-Hilfe.

Der 1. März gilt weltweit als Null-Diskriminierung-Tag. Ziel ist es, Gleichheit vor dem Gesetz und in der Praxis aller Mitgliedsländer der Vereinten Nationen zu fördern.