Alleskönner Metformin: Diabetes-Medikament hilft auch gegen Tuberkulose

Metformin wird eigentlich nur zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt. Studien legen nahe, dass das Medikament jedoch sogar bei nicht-diabetischen Patienten lebensverlängernde Wirkung

Metformin wird eigentlich nur zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 eingesetzt. Studien legen nahe, dass das Medikament jedoch sogar bei nicht-diabetischen Patienten lebensverlängernde Wirkung hat. Nun kann man Metformin offenbar auch zur Bekämpfung der gefürchteten Tuberkulose einsetzen. Die Einnahme von Metformin verbessert die Immunabwehr nach einer Infektion durch den Erreger deutlich, berichten Forscher der Universität Basel und Kollegen in der Fachzeitschrift “Science Translational Medicine”. Das Problem resistenter Stämme und die damit verbundene Ausbreitung besonders über osteuropäische Einwanderer wäre damit in den Griff zu kriegen.

Tuberkulose (kurz Tbc) führt die weltweite Statistik der tödlichen Infektionskrankheiten an. 2012 starben durch Tuberkulose, die beim Menschen zumeist die Lungen befällt, laut WHO etwa 1,3 Millionen Menschen. Da das auslösende Bakterium Mycobacterium tuberculosis nur sehr langsam wächst, stellt sich bei der Behandlung durch Antibiotika zunehmend das Problem der Resistenzbildung. Statt direkt auf das Bakterium zu zielen, konzentrieren sich Forscher bei der Suche nach neuen Wirkstoffen in den letzten Jahren vermehrt darauf, die Immunantwort der Erkrankten zu verstärken.

Metformin kommt ins Spiel

Nun sind Forschende am Departement Biomedizin von Universität und Universitätssspital Basel zusammen mit Kollegen in Singapur auf Metformin gestossen: es verbessert die Immunantwort insbesondere nach einer Tuberkuloseinfektion, fanden die Wissenschaftler. Im experimentellen Stadium wurde bisher erfolgreich an Zellkulturen und im Mäuseexperiment erprobt, dass Metformin das Wachstum der Bakterien durch eine Erhöhung der spezifischen Immunantwort bremsen konnte.

Metformin verstärkt dabei die Produktion von  reaktiven Sauerstoffverbindungen (ROS), wodurch die Entzündung potenziell eingedämmt werden kann. ROS werden als natürliche Nebenprodukte des normalen Sauerstoff-Stoffwechsels gebildet und spielen eine wichtige Rolle bei der Signalübertragung und der antimikrobiellen Abwehr von Krankheitserregern: die in die Zellen eingedrungenen Bakterien werden abgetötet.

Neue Therapiemöglichkeit kann  in Zukunft viele Leben retten

Weiter fanden die Forscher, dass die Metformin-Behandlung bei Diabetespatienten, die mit Tuberkulose infiziert waren, die Krankheit kontrollieren und abschwächen konnte. Die behandelten Tuberkulosepatienten hatten weniger Hohlräume in der Lunge, wodurch sich dort weniger Mykobakterien ansiedeln konnten. Der Wirkstoff kann von Diabetikern über Jahre eingenommen werden und verursacht keine Nebenwirkungen. “Unsere Daten legen nahe, dass Metformin als unterstützende Therapie gegen Tuberkulose eingesetzt werden könnte”, so die Wissenschaftler. Die Wirksamkeit des Medikaments sollte daher in prospektiven klinischen Studien getestet werden.

Quellen: Universität Basel und Science Translational Medicine