Amtsärzte sollen mehr Geld bekommen

Amtsarzt - das klingt nach einer Verwaltungsaufgabe. Tatsächlich sind Amtsärzte zur Stelle, wenn zum Beispiel das Einschleppen eines hoch ansteckenden Erregers droht. Oder vielmehr: Sie sollten zur Stelle sein. In Berlin lastet die Aufgabe auf immer weniger Schultern.

Amtsärzte haben viel Verantwortung und bekommen dafür bisher nur relativ wenig Gehalt

Amtsarzt - das klingt nach einer Verwaltungsaufgabe. Tatsächlich sind Amtsärzte zur Stelle, wenn zum Beispiel das Einschleppen eines hoch ansteckenden Erregers droht. Oder vielmehr: Sie sollten zur Stelle sein. In Berlin lastet die Aufgabe auf immer weniger Schultern.

In Berlin hat sich der Personalnotstand in den Gesundheitsämtern laut der Ärztegewerkschaft Marburger Bund weiter verschärft. Aktuell seien im öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) 500 Stellen nicht besetzt, davon 55 Arztpositionen, teilte der Landesverband Berlin-Brandenburg am Montag mit. Die Gewerkschaft fordert eine bessere Bezahlung der Mediziner. Diese verdienen den Angaben zufolge im Schnitt 1000 Euro brutto pro Monat weniger als Ärzte an Kliniken. Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) kündigte an, die Arztstellen vorerst mit Zulagen attraktiver machen zu wollen.

Dass zahlreiche, auch unter der rot-rot-grünen Koalition neu geschaffene Stellen in den Bezirken nicht besetzt werden können, zeigt sich laut Gewerkschaft bereits. Die dünne Personaldecke gehe vor allem zu Lasten der sozial Schwachen, sagte der Vorsitzende des Landesverbands, Peter Bobbert. So gebe es etwa Verzögerungen bei Einschulungsuntersuchungen, so dass Förderbedarf bei Kindern nicht immer rechtzeitig erkannt werde. Auch Arztpraxen, in denen operiert wird, könnten nur noch unzureichend auf Hygiene kontrolliert werden. Kritisch sei zudem, dass viele Amtsärzte keine Stellvertreter hätten - manche, teils auch dringliche Entscheidungen könnten aber nur von ihnen persönlich getroffen werden.

Man werde in Berlin vorerst "einen eigenen Weg gehen, und die Gehaltslücke durch Zulagen schließen", erklärte Kolat auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Ende Februar sollen demnach Handreichungen für die Umsetzung in den Bezirken vorliegen, dann könnten die Stellen ausgeschrieben werden. Auch die Stadt Hamburg geht in dem Bereich laut Angaben bereits einen Sonderweg.

Der Senat verfolge aber auch weiter das Ziel, den Tarifvertrag für Ärzte an Kliniken auf den ÖGD zu übertragen, so Kolat weiter. Noch lehne der Arbeitgeberverband Tarifgemeinschaft der Länder dies ab. Es sei nicht nachvollziehbar, warum Amtsärzte weiter als "Akten-Ärzte" eingestuft würden, so Armin Ehl, Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband des Marburger Bundes. Er sprach von "reiner Prinzipienreiterei". Dass die Umsetzung keine Geldfrage sei, bestätigt auch ein Sprecher der Gesundheitsverwaltung. Es geht um zusätzliche Kosten von vier bis fünf Millionen Euro pro Jahr.

Die Aufgaben des ÖGD reichen von der Impf- und Familienberatung über den Schutz vor Infektionen wie Masern und Tuberkulose bis hin zur Einhaltung der Hygiene in Kliniken. Im Stellenplan sind derzeit rund 350 Ärzte in dem Feld vorgesehen. Darüber hinaus arbeiten dort zum Beispiel Sozialarbeiter, Arzthelfer und Kinder- und Jugendpsychiater. Laut Gesundheitsverwaltung sind die Diskrepanzen bei der Bezahlung aber in anderen Berufen nicht so groß wie bei den Ärzten.