Abwechslungsreiche Arbeit wichtiger als Bildung? Der richtige Job kann kognitiven Abbau im Alter vorbeugen

Einer neuen Studie zufolge setzt der kognitive Verlust im Alter bei Berufstätigen, die einen anspruchsvollen und abwechslungsreichen Job ausüben und viele verschiedene Aufgaben bewältigen müssen, s

Einer neuen Studie zufolge setzt der kognitive Verlust im Alter bei Berufstätigen, die einen anspruchsvollen und abwechslungsreichen Job ausüben und viele verschiedene Aufgaben bewältigen müssen, später ein.

Fachkräfte, die häufiger vor einem Publikum sprechen, Strategien entwickeln müssen, ihre Kollegen delegieren und Konflikte lösen, sollen nach Aussage der Studie (DOI: 10.1212/WNL.0000000000001605), die im Fachmagazin Neurology veröffentlicht wurde, eine bessere kognitive Leistung im Alter behalten als ihre Mitarbeiter.

“Unsere Studie ist bedeutend, denn sie lässt vermuten, dass die Arbeit, die wir im Leben verrichten, mehr Einfluss auf unsere mentale Gesundheit nimmt, als unsere Bildung”, erklärt die Autorin der Studie Dr. Francisca Then von der Universität Leipzig. “Bildung ist ein gut bekannter und untersuchter Faktor, der das Risiko, eine Demenz zu entwickeln, beeinflusst.”

Es ist jedoch auch belegt, dass Beschäftigungen wie Puzzlen, Spiele spielen und die Auseinandersetzung mit Mitmenschen den Beginn einer Demenz herauszögern können und den mentalen Abbau reduzieren.

Die neue Studie untersuchte 1054 Probanden aus der Leipziger Langzeitstudie, die mindestens 75 Jahre alt waren.

Die Teilnehmer führten über einen Zeitraum von acht Jahren alle eineinhalb Jahre den Mini-Mental Status Test (MMST) durch. Der MMST testet Gedächtnisleistung und kognitive Defizite. Zusätzlich wurden die Teilnehmer zu ihrer früheren Arbeit befragt und mussten die Aufgaben, die sie ausführten, in drei Gruppen kategorisieren:

Die Forscher fanden heraus, dass die Teilnehmer, die in allen drei Kategorien die anspruchsvollsten Aufgaben erfüllten, die höchsten Punktzahlen im MMST erreichten. Diese Teilnehmer zeigten zudem über die Studiendauer von acht Jahren den langsamsten Abbau der Gedächtnisleistung. Bei den Probanden mit der höchsten Anforderung in den drei Aufgabenbereichen war der kognitive Abbau halb so stark, wie bei den Probanden mit mental einfachen Aufgabenbereichen in ihrem Beruf.

Eine starke Auseinandersetzung mit exekutiven und verbalen Aufgaben war assoziiert mit langsamerem Einsetzen einer kognitiven Abnahme.

Bereits ein kleiner Punkteverlust im MMST spricht für eine klinisch-relevante Einschränkung der Gedächtnisleistung und des Denkvermögens. Im Vergleich zu Probanden mit niedrigem Level an exekutiven Aufgaben haben Probanden mit herausfordernden exekutiven Aufgabenbereichen im Durchschnitt zwei Punkte mehr im MMST am Anfang der Studie und fünf Punkte mehr am Ende der Studie erreicht.

Ähnliches zeigt sich bei den verbalen Aufgaben. Hier konnten Teilnehmer mit schwierigeren verbalen Aufgaben zwei Punkte mehr im MMST erzielen, als Teilnehmer mit weniger anspruchsvollen verbalen Aufgaben.

“Diese Ergebnisse suggerieren, dass ein Beruf, welcher die verbale Intelligenz und die exekutiven Funktionen stimuliert, uns dabei helfen kann, eine gute kognitive Funktion im Alter zu erhalten,” folgern die Autoren. “Die gegenwärtigen herausfordernden Arbeitsbedingungen können in der Tat einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben, indem sie langfristig eine mentale Reserve aufbauen,”  sagt Dr. Then.

Text: esanum /ab