Antikörper gegen HPV 16 markieren Tumorrisiko

Nach Erkenntnissen eines internationalen Forscherteams lassen sich Antikörper gegen HPV 16 bereits bis zu 40 Jahre vor der Diagnose eines Kopf-Hals-Tumors nachweisen. Menschen mit HPV-16-Antikörpern haben zudem ein vielfach höheres Risiko für oropharyngeale Tumoren.

100-fach erhöhtes Krebsrisiko bei Antikörpernachweis gegen HPV 16

Nach Erkenntnissen eines internationalen Forscherteams lassen sich Antikörper gegen das humane Papillomavirus (HPV) 16 bereits bis zu 40 Jahre vor der Diagnose eines Kopf-Hals-Tumors nachweisen. Menschen mit HPV-16-Antikörpern haben zudem ein vielfach höheres Risiko für oropharyngeale Tumoren. 

Beim Nachweis von spezifischen Antikörpern gegen HPV 16 sei das Risiko, an einem Kopf-Hals-Tumor zu erkranken bei der weißen Bevölkerung um etwa das 100-Fache erhöht, während es bei der afroamerikanischen Bevölkerung in den USA um das 17-Fache ansteige, so die ForscherInnen.

In der Regel, so die dennoch positive Aussicht, reagieren oropharyngeale Tumoren mit positivem HPV-Befund deutlich besser auf eine Krebstherapie als solche ohne Virusbeteiligung. Mithilfe des beobachteten Unterschieds zwischen weißer und afroamerikanischer Abstammung lässt sich möglicherweise erklären, weshalb die afroamerikanischen PatientInnen in den USA ein häufig schlechteres Outcome zeigten.

Als Hauptursachen für orpharyngeale Tumoren gelten nach wie vor das Rauchen sowie der Alkoholabusus. Eine Infektion mit HPV 16 ließ sich in US-amerikanischen und europäischen Studien jedoch zuletzt ebenfalls in bis zu 70% der Krebsfälle nachweisen, weshalb eine HPV-Infektion mittlerweile als ein weiterer gesichterter Risikofaktor für die Entstehung von Kopf-Hals-Tumoren angesehen wird.

Noch immer gibt es jedoch keine verlässliche Methode, um Kopf-Hals-Tumoren, wie z. B. Rachenkrebs, sicher erkennen zu können, bevor erste Symptome auftreten. Es sind derzeit also keine Präkanzerosen oder Marker bekannt, die im Rahmen der Vorsorge eine Risikoabschätzung und Früherkennung erlauben würden. HPV-16-Antikörper könnten hier zukünftig hilfreich sein, die diagnostische Lücke zu schließen, so die ForscherInnen.

Allerdings können zwischen einem Antikörpernachweis und der mögliche Krebsentstehung Jahrzehnte liegen und selbst bei höherem Risiko entwickelt längst nicht jeder Patient mit positivem Nachweis auch einen Tumor. In der Folge würde ein HPV-Antikörper-Screening sehr wahrscheinlich zu einer großen Zahl falsch-positiver Befunde führen.

Als Grund für die zu beobachtende Zunahme der HPV-assoziierten Kopf-Hals-Tumoren gaben die WissenschaftlerInnen ferner an, dass sich seit etwa der Mitte des 20. Jahrhunderts nicht nur die sexuellen Praktiken um den Oralsex sehr stark etabliert hätten, sondern sich ebenfalls ein Rückgang bei den Tonsillektomieraten zeigte, der den Viren ganz einfach mehr infektionsfähiges Gewebe erhalte.

Die heutzutage verfügbare Impfung gegen neun verschiedene HPV-Subtypen, darunter auch HPV 16, kann eine Infektion mit den Viren zu nahezu 100% verhindern. Jedoch wird sich der Erfolg der Impfung mit Blick auf die Kopf-Hals-Tumoren, aufgrund der langen Zeitspanne der Tumorentwicklung, sehr wahrscheinlich erst in einigen Jahrzehnten zeigen, so die ForscherInnen abschließend.

Originalpublikation: Kreimer AR et al., Timing of HPV16-E6 antibody seroconversion before OPSCC: findings from the HPVC3 consortium. Annals of Oncology 2019: doi:10.1093/annonc/mdz0138