Aus Blutgruppe A mach 0

Die Blutgruppen sorgen dafür, dass nicht jeder Patient sofort von Spenderblut profitieren kann. Die Blutgruppe 0 als Universalspender ist daher besonders gefragt. ForscherInnen aus Kanada ist es nun erstmals gelungen, aus der Blutgruppe A mithilfe von mikrobiellen Enzymen die Blutgruppe 0 zu generieren.

Enzyme des Darm-Mikrobioms spalten Blutgruppenantigene

Obgleich Jahr für Jahr Millionen Liter Blut weltweit gespendet werden, sorgen die Blutgruppen noch immer dafür, dass nicht jeder Patient sofort davon profitieren kann. Die Blutgruppe 0 als Universalspender ist daher besonders gefragt. ForscherInnen aus Kanada ist es nun erstmals gelungen, aus der Blutgruppe A mithilfe von mikrobiellen Enzymen die Blutgruppe 0 zu generieren.

Eine aktuelle Studie präsentierte unlängst einen möglichen Weg, in Zukunft den Universalspender der Blutgruppe 0 ganz einfach aus der Blutgruppe A herzustellen. Alles, was es dazu offenbar braucht, liefern Bakterien aus dem Darm-Mikrobiom.

Das AB0-Blutgruppensystem beinhaltet die Blutgruppen A, AB, B und 0, welche vor allem durch bestimmte glykosilierte Proteinketten auf der Oberfläche von Erythrozyten charakterisiert werden. Da Menschen der Blutgruppe A z. B. gegen die Oberflächenmoleküle der Blutgruppe B Antikörper besitzen, sind deren Blutproben nicht substituierbar. Hierfür werden die gleichen Blutgruppen oder die "Notfallblutgruppe" 0 benötigt, wobei letztere als Universalblutspender gilt.

Seit Längerem ist bereits bekannt, dass Bakterien im Darm des Menschen ganz ähnliche Oberflächenmerkmale besitzen und diese womöglich auch mit den Blutgruppen interagieren. Das Darmbakterium Flavonifractor plautii enthält, so die ForscherInnen der aktuellen Studien aus Kanada, zudem zwei Enzyme, welche unter anderem blutgruppendefinierende Oberflächenmoleküle spalten können.

Nun sind diese Enzyme keine primär blutgruppenantigen-spaltenden Enzyme, sondern sie sind im Labor "zufällig" in der Lage, auch die Glucosamine (N-Acetylgalactosamin) der Blutgruppe A abzubauen. Am Ende entstand durch diesen Abbau die Blutgruppe 0, die sogenannten H-Antigene.

Interessant ist, dass sich die Enzyme auch nach getaner Arbeit wieder sehr gut aus den Blutprodukten entfernen lassen, sodass keine unkontrollierte Reaktion im Empfängerorganismus zu befürchten ist. Eine solche Umwandlung von Blutgruppe A in Blutgruppe 0 wäre zudem eine sehr vorteilhafte Angelegenheit, ließe sich damit möglicherweise eine Verknappung der Blutkonserven der Universalspenderguppe 0 zukünftig vermeiden. Etwa 40% der Menschen sind Träger der Blutgruppe 0, noch einmal weitere 40% haben die Blutgruppe A; tatsächlich ein möglicher Zukunftsmarkt.

Originalpublikation: Rahfeldt P et al., An enzymatic pathway in the human gut microbiome that converts A to universal O type blood. Nature Microbiology 2019. [ahead of print, 10.06.2019]