Autoantikörper als Biomarker bei Rheuma

Rheumatische Erkrankungen, zu denen u. a. die Rheumatoidarthritis, die Myositis, die systemische Sklerose oder auch Formen der Vaskulitis gehören, scheinen mithilfe von Autoantikörpern als Biomarker diagnostisch und prognostisch nachverfolgbar zu sein.

Zwischen biologischen Effekten und klinischem Nutzen

Rheumatische Erkrankungen, zu denen u. a. die Rheumatoidarthritis, die Myositis, die systemische Sklerose oder auch Formen der Vaskulitis gehören, scheinen mithilfe von Autoantikörpern als Biomarker diagnostisch und prognostisch nachverfolgbar zu sein.

Der sogenannte rheumatische Formenkreis umfasst eine Vielzahl verschiedenster Erkrankungen mit sehr unterschiedlicher Genese. In einigen Fällen aber treten Autoantikörper auf, die sich nicht nur diagnostisch messen, sondern möglicherweise sogar als Biomarker, Verlaufskontrollen oder zur Prognoseabschätzung nutzen lassen.

Eine aktuelle Übersichtsarbeit von Forschenden aus Südkorea untersuchte das Vorkommen und den Nutzen von Autoantikörpern bei rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Myositis, systemischer Sklerose oder auch Autoantikörper-vermittelter Formen der Vaskulitis.

Für die Rheumatoidarthritis (RA) sind insbesondere der Rheumafaktor (RF) und ACPA die bedeutendsten Autoantikörper-Spezies und sind als solche auch bereits als diagnostische Marker seitens internationaler Fachgesellschaften bestätigt worden. RF wird in etwa 60% bis 80% der PatientInnen mit RA gefunden, ACPA bei etwa 70% bis 90%. Gemeinsam scheinen die Autoantikörper einen additiven Effekt auf die Entzündungen und Erosionen an den Gelenken zu haben und zeigen ebenso eine höhere Krankheitsaktivität an.

Den größten Nutzen in der Diagnostik haben RF und ACPA als Biomarker bei RA vor allem dabei, PatientInnen in seropositiv und seronegativ zu unterscheiden. Dies hat u. a. Folgen für die weitere Therapie, Risikofaktoren oder auch das klinische Outcome der Erkrankungen.

Bei der Myositis, die sich ebenfalls recht vielgestaltig manifestiert, werden derzeit krankheitsspezifische (myositis-specific autoantibodies; MSA) und krankheits-assoziierte Autoantikörper (myositis-associated autoantibodies; MAA) unterschieden. Obgleich alle diese Antikörper eine gewisse diagnostische Relevanz zu besitzen scheinen, wurden bisher in den EULAR-Kriterien 2017 lediglich die MSA gegen anti-Jo-1 mit aufgenommen. MSA sind sehr nützliche Biomarker, sowohl für die Diagnostik als auch für die Prognoseeinschätzung sowie mögliche Therapieentscheidungen bei Myositis.

Ähnliche Biomarker und Prognosemarker finden sich sehr wahrscheinlich ebenso bei anderen Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, wie z. B. der systemischen Sklerose oder auch bei autoantikörper-vermittelten Formen der Vaskulitis, so die AutorInnen der aktuellen Übersichtsarbeit.

Abschließend scheint, dass jede rheumatische Erkrankung ihr eigenes charakteristisches Biomarker-Profil hat, welches diagnostisch, prognostisch und /oder zur Differenzierung unterschiedlicher Entitäten einer Erkrankung genutzt werden kann.

Nicht selten sind Autoantikörper bei rheumatischen Erkrankungen mit der Krankheitsaktivität oder einem Relapse verknüpft. Und obgleich der Zusammenhang augenscheinlich ist, wissen wir bis dato oft noch sehr wenig über die pathophysiologische Rolle und Funktion dieser als Biomarker eingesetzten Autoantikörper. Dennoch helfen Biomarker in der Rheumatologie bereits heute dabei, Krankheiten zu diagnostizieren, die Prognose abzuschätzen oder Behandlungsentscheidungen zu treffen, mit dem Ziel, den Progress der jeweiligen rheumatischen Krankheit zu verlangsamen oder bestenfalls aufzuhalten.

Originalarbeit:
Kang EH et al., Autoantibody Biomarkers in Rheumatic Diseases. Int J Mol Sci 2020; 21: 1382. doi:10.3390/ijms21041382