Beim Warten auf Psychotherapie ist viel Geduld nötig

Wer mit Depressionen oder Burnout kämpft, braucht eigentlich rasch professionelle Hilfe. Doch die Wartezeiten für eine ambulante Psychotherapie sind lang - auch eine Neuregelung hat daran nichts geändert.

Wartezeiten auf Psychologen sind lang

Wer mit Depressionen oder Burnout kämpft, braucht eigentlich rasch professionelle Hilfe. Doch die Wartezeiten für eine ambulante Psychotherapie sind lang - auch eine Neuregelung hat daran nichts geändert.

Trotz neu eingeführter Akutsprechstunden bei niedergelassenen Psychotherapeuten müssen psychisch kranke Menschen in Thüringen weiter viel Geduld aufbringen. Zwar kämen diese nun schneller an ein Erstgespräch in einer Praxis, sagte die Landesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung, Dagmar Petereit, der Deutschen Presse-Agentur. "Aber das ändert nichts an den oft monatelangen Wartezeiten auf eine reguläre Therapie." Seit April müssen die Therapeuten unabhängig von bereits vereinbarten Behandlungsterminen wöchentlich mindestens zwei Stunden für akute Fälle frei halten.

Sie müssen außerdem mindestens 200 Minuten in der Woche telefonisch erreichbar sein. So soll die Versorgung von Menschen mit Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen verbessert werden. Aus Sicht Petereits hat sich die Wartezeiten auf die eigentliche Therapie nach dem Erstgespräch tendenziell aber eher verlängert. Die Nachfrage nach Akutsprechstunde und telefonischen Sprechzeiten sei wie erwartet groß. "Es rufen jetzt mehr Menschen an, es werden auch mehr auf die Warteliste gesetzt."

Die Zeit, die für diese Sprechstunden geblockt werden müsse, fehle für die Therapien, sagte auch die Psychotherapeutin Juliane Sim aus Unterwellenborn (Kreis Saalfeld-Rudolstadt). Trotz der Neuregelung gebe es vor allem im ländlichen Raum Schwierigkeiten für Patienten, einen Termin für ein Erstgespräch zu erhalten. Es zeige sich ein deutliches Gefälle zwischen besser versorgten größeren Städten und ländlichen Regionen.

Zu einer Gesprächs-, Verhaltenstherapie oder einer Psychoanalyse kommen Patienten in der Regel wöchentlich zu festgelegten Zeiten in die Praxis. Eine Therapie dauert oft ein Jahr oder länger.

In Thüringen hat sich die Zahl der ambulant tätigen Psychotherapeuten seit der Jahrtausendwende zwar fast vervierfacht – auf derzeit rund 440, von denen allerdings nicht alle in Vollzeit tätig sind. Zugleich steigen auch in Thüringen psychisch bedingte Krankschreibungen seit Jahren an. Sie setzen die Betroffenen oft lange außer Gefecht – etwa 45 Tage pro Jahr, wie die Krankenkasse Barmer für ihre Thüringer Versicherten registriert hat.

Bei der Terminservicestelle der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Thüringen gehören Psychotherapeuten zu den am häufigsten gefragten Behandlern. Wöchentlich gehen im Schnitt bis zu 30 Anfragen danach ein, wie ein Sprecher sagte. Allen anfragenden Patienten können laut KV Therapeuten vermittelt werden.