Berliner Ärztekammer will Druck auf Impfmuffel erhöhen

Immer wieder gibt es Masern-Ausbrüche in Berlin, weil zu wenige Menschen geimpft sind. Der Bundestag will mehr Druck auf Eltern ausüben, die ihr Kind für die Kita anmelden. Der Berliner Ärztekammer geht das noch nicht weit genug.

Viele Erwachsene haben Impfberatung nötig

Immer wieder gibt es Masern-Ausbrüche in Berlin, weil zu wenige Menschen geimpft sind. Der Bundestag will mehr Druck auf Eltern ausüben, die ihr Kind für die Kita anmelden. Der Berliner Ärztekammer geht das noch nicht weit genug.

Die Berliner Ärztekammer unterstützt Pläne der Bundesregierung gegen Impfmuffel. Ein verpflichtendes Impfgespräch vor der Anmeldung eines Kindes in der Kita sei eine richtige Maßnahme, sagte Kammerpräsident Günther Jonitz. Die Idee reiche aber nicht aus. Früher oder später werde Deutschland um die konsequente Einführung einer Impfpflicht nicht herumkommen.

Der Nachweis einer Impfberatung bei der Kita ist seit Inkrafttreten des Präventionsgesetzes Mitte 2015 Pflicht. Demjenigen, der sich hartnäckig weigert, droht schon jetzt eine Geldbuße in Höhe von 2.500 Euro. Die Kitas konnten bislang aber selbst entscheiden, ob sie Eltern, die keine Impfberatung belegen können, beim Gesundheitsamt melden. Am 1. Juni will der Bundestag beschließen, dass diese Meldung künftig Pflicht wird.

Hintergrund sind unter anderem die steigenden Zahlen von Masern-Infektionen, die weder für Kinder noch für Erwachsene harmlos sind. Am vergangenen Wochenende war es in Deutschland zum ersten Masern-Todesfall des Jahres gekommen. Eine 37 Jahre alte Frau in Essen starb an der Infektion.

"Eltern gefährden nicht nur die Gesundheit der eigenen Kinder", betonte Jonitz. "Sondern auch die Gesundheit der Kinder, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können." Eine Immunisierung sei eine Maßnahme mit bestem Nutzen und den geringsten Nebenwirkungen. Trotzdem gebe es zunehmend Eltern, die aus fundamentalistischen oder objektiv nicht begründeten Ursachen ihre Kinder nicht impfen lassen wollten, sagte Jonitz dem Südwestrundfunk.

Die Bundesregierung will mit dem geplanten Schritt nicht nur Impfgegner erreichen. Es gehe vor allem um Familien, die Impfungen vergessen oder Beratungsbedarf haben, sagte am Freitag eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums in Berlin. Zudem gebe es nicht nur Kinder, sondern auch viele Erwachsene mit Impflücken. "Da besteht natürlich auch die Hoffnung, dass man diese Erwachsenen mit einer Impfberatung erreicht, und dass die dann die Impfungen nachholen können."

Eine Impfpflicht, wie sie gerade in Italien eingeführt wurde, hatte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zuletzt ausgeschlossen. In Westdeutschland gab es bis in die 1970er Jahre allein eine Impfpflicht gegen Pocken, um diese Krankheit auszurotten. In der DDR waren Impfungen dagegen Pflicht. Noch heute sind die Impfquoten in Ostdeutschland höher.