Beschleunigter Verlust kognitiver Funktionen durch koronare Herzerkrankungen

Aktuelle Forschungsergebnisse liefern die Erkenntnis, dass Ereignisse wie Herzinfarkte oder Angina pectoris den Verlust kognitiver Fähigkeiten beschleunigen können.

ForscherInnen vermuten verringerte Sauerstoffzufuhr als Ursache

Aktuelle Forschungsergebnisse liefern die Erkenntnis, dass Ereignisse wie Herzinfarkte oder Angina pectoris den Verlust kognitiver Fähigkeiten beschleunigen können.

Frühere Studien, die den Zusammenhang zwischen Blutkreislauf-Problemen und kognitivem Abbau untersuchten, fokussierten sich für gewöhnlich auf Ereignisse, die den Blutzufluss ins Gehirn betreffen. Doch nur wenige dieser Untersuchungen haben dabei die langfristigen Verknüpfungen zwischen koronaren Herzerkrankungen und dem Verlust kognitiver Fähigkeiten untersucht.

Eine aktuelle Studie betrachtete nun die kognitive Abnahme vor und nach dem Eintreten koronarer Herzerkrankugen etwas genauer. Die AutorInnen erläuterten: "Beschleunigter kognitiver Rückgang trat nach dem Eintritt von Herzerkrankungen auf, nicht davor." Sie behaupteten, ihre Ergebnisse höben die langfristige Beziehung zwischen Herzerkrankungen und kognitiven Einbußen hervor.

Laut Aussage von Dr. Wuxiang Xie, dem leitenden Autor der Studie, sei es wichtig, Gedächtnisverlust so früh wie möglich zu erkennen, zu behandeln und seinen Fortschritt zu verzögern, da noch kein Medikament gegen Demenz verfügbar sei. Er erläuterte weiter: "Selbst die kleinsten Veränderungen kognitiver Funktionen können langfristig das Risiko für eine Demenz erhöhen."

Das Forschungsteam von Dr. Xi geht davon aus, dass es sich bei der neuen Studie um eine der größten Untersuchungen im Bereich des kognitiven Abbaus vor und nach einer diagnostizierten koronaren Herzerkrankung handelt.

Forschungsteam greift auf English Longitudinal Study of Aging zurück

Für ihre Analyse griffen die Wissenschaftler auf die English Longitudinal Study of Aging (ELSA) zurück und werteten die Daten von 7.888 TeilnehmerInnen aus, die 50 Jahre oder älter waren. Das ELSA-Projekt sammelte von 2002 bis 2017 zweimal jährlich die Daten der StudienteilnehmerInnen. Bei diesen lag zu Beginn der Studie keine Vorgeschichte koronarer Herzerkrankungen und keine Diagnose von Demenz oder Alzheimer vor.

Das Forschungsteam von Dr. Xie schloss in seinen Auswertungen all jene TeilnehmerInnen aus, die nicht alle kognitiven Aufgaben absolviert hatten, oder solche, die in der durchschnittlichen Beobachtungsphase von zwölf Jahren einen Schlaganfall erlitten hatten.

In der Nachbeobachtungszeit des ELSA-Projekts mussten die TeilnehmerInnen drei Tests zur kognitiven Funktion absolvieren, die von den ForscherInnen in 8 Wellen durchgeführt wurden. Die Tests befassten sich mit verbaler Erinnerung, dem semantischen Gedächtnis und dem Zeitgefühl.

Während der Studienphase kam es bei 5,6% der StudienteilnehmerInnen zu einer Angina pectoris oder sogar zu einem Herzinfarkt. Bei jedem in der Gruppe der erkrankten Personen ließ sich anhand der Tests ein schnellerer Verlust kognitiver Fähigkeiten feststellen als bei TeilnehmerInnen, bei denen keine koronare Herzerkrankung vorlag.

ÄrztInnen sollten bei koronaren Herzerkrankungen neurologischen Zustand beobachten

ProbandInnen, die eine Angina entwickelten, wiesen einen schnelleren Verlust des Zeitgefühls auf, während bei TeilnehmerInnen mit Herzinfarkten ein schnellerer Abbau im Bereich verbaler Erinnerungen und des semantischen Gedächtnisses stattfanden.

Die VerfasserInnen der aktuellen Studie merkten dazu an: "Wir entdeckten, dass nach dem Eintreten koronarer Herzerkrankungen in hohem Maße eine Verbindung zu schnellerem Verlust kognitiver Funktionen vorlag. Das war bei kognitiven Veränderungen in den Jahren vor dem Ereignis und bei kurzfristigen Veränderungen danach nicht der Fall."

Anlässlich der Entdeckungen vermuten die ForscherInnen, dass die verringerte Sauerstoffzufuhr zum Gehirn der wahrscheinlichste Grund für die Verbindung zwischen koronaren Herzerkrankungen und beschleunigtem kognitiven Abbau ist. Deshalb: "PatientInnen, die einen Herzinfarkt oder eine Angina pectoris erlitten haben, sollten in den Jahren nach Diagnose unter besonderer Beobachtung stehen", so Dr. Xie.

Quelle: Xie W et al., Cognitive Decline Before and After Incident Coronary Events. Journal of the American College of Cardiology. 2019; 73(25): 3041-3050