Bestimmte Schlafstörungen erhöhen Risiko für Parkinson

Eine aktuelle Studie zeigte, dass es einen Zusammenhang zwischen REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD) und der Parkinson-Krankheit gibt. Derzeit wird an einem Test gearbeitet, der verlässlich vorhersagen kann, ob eine RBD in eine Parkinson-Krankheit mündet oder nicht.

80% mit REM-Schlaf-Verhaltensstörung sind betroffen

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD) ist durch lebhafte Träume und körperliche Aktivität im Traumschlaf gekennzeichnet: Die Betroffenen schreien, treten oder schlagen um sich im Schlaf. Oft schämen sie sich und suchen sich keine ärztliche Hilfe. Dabei können Medikamente Linderung verschaffen. Hinzu kommt, dass es einen Zusammenhang zwischen RBD und der Parkinson-Krankheit gibt – 4 von 5 Betroffenen erkranken im Laufe von 15 Jahren an der Parkinson-Krankheit. Derzeit wird an einem Test gearbeitet, der verlässlich vorhersagen kann, ob eine RBD in eine Parkinson-Krankheit mündet oder nicht.

Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung (engl. "REM sleep behaviour disorder“; RBD) wird laut der Internationalen "Classification of Sleep Disorders" (ICSD) den Parasomnien zugeteilt. Der REM-Schlaf, oder auch Traumschlaf, wechselt sich mit dem Non-REM-Schlaf (Leicht- und Tiefschlaf) mehrmals pro Nacht ab und ist durch die schnellen Augenbewegungen ("rapid eye movements = REM“) bei geschlossenen Augenlidern charakterisiert. Während der REM-Schlafphase herrscht im Gehirn eine erhöhte Durchblutung und Stoffwechselaktivität, die Atem- und Herzfrequenzen steigen an, die Muskulatur ist aber in einem vollständigen Ruhezustand. In dieser Schlafphase träumen wir. Bei Betroffenen, die unter der RBD leiden, kommt es in dieser REM-Schlafphase zu heftigen Träumen, die sie – im Gegensatz zu "normal Träumenden“ – auch körperlich durchleben und aktiv werden lassen. Nicht selten schreien die Betroffenen laut, sie treten oder schlagen unkontrolliert um sich, kratzen oder beißen, in einigen Fällen kann es sogar zu Selbstverletzungen oder Verletzungen des Partners kommen.

"Die RBD ist für Betroffene oft ein Tabuthema. Sie schämen sich und haben Sorge, als aggressiv oder unbeherrscht eingestuft zu werden. Ihnen – und oft auch dem Partner/ der Partnerin – ist nicht klar, dass eine Krankheit ursächlich für die nächtliche Aktivität ist", erklärte Prof. Dr. Wolfgang Oertel von der Universität Marburg: "Es ist wichtig, diese Tabus abzubauen und allgemein bekannt zu machen, dass es sich bei der RBD um ein Vorzeichen einer Erkrankung handelt. Betroffene sollten sich ihrem Hausarzt anvertrauen, der sie bei Bedarf an einen Neurologen überweist, denn die RBD ist behandelbar."

Medikamentöse Therapie kann die Lebens-und Schlafqualität vieler PatientInnen verbessern

Eine medikamentöse Therapie kann die Lebens-und Schlafqualität vieler PatientInnen verbessern. Zum Einsatz kommen beispielsweise Substanzen, die vor allem bei Epilepsie eingesetzt werden, und Melatonin, ein Hormon, das den Wach-Schlaf-Rhythmus steuert. Aber selbst, wenn die medikamentöse Therapie nicht anschlägt, ist für viele Betroffene allein die Diagnose ein Segen. "Ihnen fällt ein Stein vom Herzen, wenn sie erfahren, dass ihr Leiden eine echte Erkrankung ist, sie nicht `unnormal´ sind oder gar Sorge haben müssen, verrückt zu werden,“ so Prof. Oertel.

Es gibt aber noch einen weiteren wichtigen Grund, warum eine rechtzeitige Diagnose wichtig ist: Die REM-Schlaf-Verhaltensstörung wurde als ein Risikofaktor zur Entwicklung eines Parkinson-Syndroms eingestuft. Es ist mittlerweile bekannt, dass 80% aller Betroffenen mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung in den nächsten 15 Jahren an einer alpha-Synukleinopathie erkranken werden. In dieser Erkrankungsgruppe stellt die Parkinson-Krankheit die häufigste Krankheit dar. "Was für die Betroffenen zunächst wie eine Hiobsbotschaft klingt, denn eine Parkinson-Erkrankung ist auch heute noch nicht heilbar, hat zumindest einen positiven Aspekt: Durch die RBD erhalten Betroffene die Möglichkeit, sich mit der drohenden Parkinson-Erkrankung auseinanderzusetzen und frühzeitig mit einer Therapie zu beginnen. Darüber hinaus können die von der RBD Betroffenen hoffen, dass laufende Forschungsanstrengungen neue Therapie-Verfahren finden und entwickeln, die das Fortschreiten einer Parkinson-Krankheit verlangsamen“, so der Experte abschließend.