Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft setzt auf bessere Prävention

Die Gesundheitswirtschaft ist die Boombranche Mecklenburg-Vorpommerns. Rund 100 000 Menschen sind inzwischen in diesem Bereich tätig. Die jährliche Branchenkonferenz ist das Schaufenster der Branch

Die Gesundheitswirtschaft ist die Boombranche Mecklenburg-Vorpommerns. Rund 100 000 Menschen sind inzwischen in diesem Bereich tätig. Die jährliche Branchenkonferenz ist das Schaufenster der Branche.

“Genuss Gesundheit” lautet das Motto der 11. Branchenkonferenz Gesundheitswirtschaft in Warnemünde, die am Mittwoch beginnt. “Wir wollen zeigen, dass Gesundheit der höchste Genuss ist”, sagt Horst Klinkmann, Tagungschef und Vorsitzender des Kuratoriums Gesundheitswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern. Aber die meisten Menschen nähmen das leider erst wahr, wenn sie krank sind. “Die Deutschen sind Präventionsmuffel”, bedauert er.

Dabei sei die Art und Weise der Lebensführung für rund 60 Prozent der Lebenserwartung verantwortlich, ist der Medizinprofessor überzeugt. Dazu gehören Ernährung, Bewegung, Job, Freude oder Glück. Den Rest teilen sich die genetischen Grundlagen und die medizinische Versorgung.

Der 80-jährige Klinkmann ist der Gründer der Branchenkonferenz. Es wird seine letzte Konferenz sein, für die er verantwortlich zeichnet. Über die Nachfolgeregelung ist noch nichts in die Öffentlichkeit gedrungen. “Wir bereiten zur nächsten Branchenkonferenz gemeinsam einen geordneten Übergang vor”, hieß es dazu jüngst aus der Staatskanzlei.

Die Prävention von Krankheiten soll im Vordergrund der Konferenz stehen. Dazu gibt es auch einen guten Anlass. Vergangene Woche passierte das jahrelang umstrittene Präventionsgesetz im Bundesrat die letzte Hürde. Nun soll unter anderem die Gesundheitsförderung im Lebensumfeld der Versicherten gestärkt werden, etwa in der Kita, der Schule, am Arbeitsplatz und im Pflegeheim. Insgesamt sollen die gesetzlichen Krankenkassen vom 2016 an 7 Euro statt bislang 3,09 Euro pro Versichertem und Jahr für Gesundheitsförderung ausgeben.

Das Gesetz könnte auch den vor einem Strukturwandel stehenden 61 Reha-Kliniken mit rund 12 000 Betten im Land weiterhelfen. Es wird künftig immer weniger Berufstätige geben, die in die Reha müssen. Gleichzeitig wird die Zahl der Senioren steigen, die nicht mehr rehafähig, sondern pflegebedürftig sind. “Die Kliniken müssen ihr Profil ändern und verstärkt auf die medizinisch begleitete Prävention setzen”, sagt Klinkmann.

Der Präsident des Landesbäderverbands, Andreas Kuhn, sieht ebenfalls große Chancen durch das Präventionsgesetz. Erstmals würden die Versicherungsträger die Kosten übernehmen, wenn Menschen in eine Klinik gehen, bevor sie krank werden. “Der Markt wird entsprechend reagieren, die Kliniken werden sich darauf einstellen”, ist er sicher. Rund 6000 Menschen im Land finden in und durch die Rehakliniken Arbeit.

Partnerland der Branchenkonferenz ist in diesem Jahr Portugal, das Land wird durch seinen Gesundheitsminister Paulo Macedo vertreten. Er wird neben diversen Universitätsprofessoren 15 Vertreter von Firmen mitbringen, die in Mecklenburg-Vorpommern nach Partnern suchen. In einem eigenen Symposium mit insgesamt 50 Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus sieben Nationen sollen Wege für die künftige Zusammenarbeit ausgelotet werden.

“Portugal ist ein bewundernswertes Beispiel dafür, wie man sich ohne öffentliche Kredite aus der ökonomischen Krise befreien kann”, sagt Klinkmann. Der Staat habe umfangreiche Kredite für Ausgründungen gegeben. Es sei vielen jungen Wissenschaftlern gelungen, mit ihren Ideen erfolgreich die Firmen auf dem Markt zu halten. “Davon können wir uns einen gehörigen Teil abschneiden.”

Text: dpa /fw