Brustkrebsrisiko: Niedriger BMI gibt nicht per se Grund zur Entwarnung

Es gibt "gesunde Dicke" ebenso wie "metabolisch kranke Dünne". Die Bedeutung des Body Mass Index (BMI) wird daher bereits seit einigen Jahren immer wieder diskutiert. Eine aktuelle Arbeit zeigt nun einmal mehr, dass der BMI eigentlich nicht uneingeschränkt zur Risikoabschätzung in der Onkologie genutzt werden kann.

Frauen mit normalem Body Mass Index können metabolisches Brustkrebsrisiko haben

Es gibt "gesunde Dicke" ebenso wie "metabolisch kranke Dünne". Die Bedeutung des Body Mass Index (BMI) wird daher bereits seit einigen Jahren immer wieder diskutiert. Eine aktuelle Arbeit zeigt nun einmal mehr, dass der BMI eigentlich nicht uneingeschränkt zur Risikoabschätzung in der Onkologie genutzt werden kann. Vielmehr scheint das Körperfett und dessen Verteilung für die Beurteilung möglicher Krebsrisiken besser geeignet zu sein – denn: Auch schlanke Frauen können aufgrund eines erhöhten Fettanteils im Körperstamm metabolisch krank sein und ein höheres Risiko für ein Mammakarzinom tragen. 

In ihrer aktuellen Arbeit untersuchten Iyengar und Kollegen den Einfluss des Körperfettes auf das Brustkrebsrisiko bei normalgewichtigen Frauen, die sich durch einen als unbedenklich eingestuften BMI-Wert zwischen 18,9 und 24,9 kg/m2 auszeichneten.

Bei dieser Ad-hoc-Analyse der klinischen Women’s Health Initiative (WHI)-Studie wurden nur Daten von postmenopausalen Frauen mit normalem BMI und in einem Alter zwischen 50 und 79 Jahren eingeschlossen. Insgesamt erhielten 3.460 Teilnehmerinnen eine Körperfett-Messung mittels Dual-Röntgen-Absorptiometrie (kurz: DXA oder DEXA). Das mediane Follow-Up erfolgte für 16 Jahre (9–20 Jahre).

Hoher Fettanteil des Körperstammes besonders riskant

In der gesamten Zeit des Follow-Ups traten 182 Brustkrebsfälle auf, davon waren 146 ER-positiv. Insbesondere Frauen mit normalem BMI, aber hohem Körperfettanteil zeigten ein erhöhtes Risiko, an einem invasiven Mammakarzinom zu erkranken (HR = 1,89; 95%-KI: 1,21–2,95). Vor allem ein höherer Stammfett-Anteil steigerte das Brustkrebsrisiko der Frauen (HR = 1,88; 95%-KI: 1,18–2,98).

Das damit assoziierte Risiko für ein ER-positives Mammakarzinom betrug bei allgemein hohem Körperfettanteil 2,21 (95%-KI: 1,23–3,67) und bei erhöhtem Stammfett 1,98 (95%-KI: 1,18–3,31). Cave: Wichtig ist an dieser Stelle, sich nochmals bewusst zu machen, dass alle Frauen nach Körpergewicht und BMI unauffällig waren und nicht das klassische Bild der Übergewichtigen erfüllten.

Gleichzeitig zeigten Frauen mit erhöhtem Stammfett-Anteil höhere Werte für Insulin, C-reaktives Protein, Interleukin-6 (IL-6), Leptin und Triglyzeride. Dieser Befund bewies recht eindrücklich, dass Frauen in der Menopause, selbst bei unauffälligem BMI, metabolische Risikofaktoren für Brustkrebs haben können.

Fazit

Die vorliegende Studie stellte einmal mehr den BMI als Marker für die metabolische Gesundheit des Menschen infrage. Frauen mit normalem BMI zwischen 19 und 25 kg/m2 haben nicht per se ein geringeres Brustkrebsrisiko infolge metabolischer Risiken. Stattdessen ist zukünftig viel mehr auf den Körperfettanteil und ebenso die Fettverteilung zu achten.

Die Ursache für diese Risikoerhöhung liegt sehr wahrscheinlich darin, dass in augenscheinlich gesunden Frauen mit verborgenem Stammfett deutlich größere Mengen an metabolischen und inflammatorischen Faktoren zirkulieren.

Wichtig!

Quelle:
Iyengar NM et al., Association of Body Fat and Risk of Breast Cancer in Postmenopausal Women With Normal Body Mass Index A Secondary Analysis of a Randomized Clinical Trial and Observational Study. JAMA Oncology 2018; doi:10.1001/jamaoncol.2018.5327