Bundesärztekammer für Umweltmedizin: Gesundheit vieler Menschen durch Klimawandel bedroht

Der Klimawandel bedroht nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Menschen. Davor warnt die Beauftragte der Bundesärztekammer für Umweltmedizin. Die größte Gefahr sieht sie nicht in Tropenkrankheiten - da ist noch etwas anderes.

Vor allem kommende Hitzewellen ein Problem in Deutschland

Der Klimawandel bedroht nicht nur die Umwelt, sondern auch die Gesundheit der Menschen. Davor warnt die Beauftragte der Bundesärztekammer für Umweltmedizin. Die größte Gefahr sieht sie nicht in Tropenkrankheiten - da ist noch etwas anderes.

Hitze, Überschwemmungen, Stürme - der Klimawandel bedroht nach medizinischer Einschätzung auch die Gesundheit der Menschen. In Deutschland seien vor allem kommende Hitzewellen ein Problem, mahnte Martina Wenker, Beauftragte der Bundesärztekammer für Umweltmedizin und Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, in Hannover. "Hitze bedeutet für viele Menschen, dass ihre Medikamente nicht mehr vernünftig wirken oder unerwünschte Nebenwirkungen haben, zum Beispiel Medikamente für Blutdruck oder bei Herz-Rhythmus-Störungen und Diabetes - häufige Medikamente, die viele Menschen nehmen. Hitze bedeutet auch, dass Wundheilungsstörungen auftreten."

"Handeln ist jetzt das Gebot der Stunde", sagte Wenker im Vorfeld des Deutschen Ärztetages in Berlin mit Blick auf die Politik. Sie sprach sich für "Primärprävention" aus: "Wenn zum Beispiel die dramatischen Hitzewellen gar nicht erst auftreten würden, dann müssten wir uns auch über deren gesundheitlichen Folgen keine Sorgen machen." Zudem forderte sie Katastrophenschutz- und Pandemiepläne, "die nicht in der Schublade verschwinden, sondern von den politisch Verantwortlichen mit allen Beteiligten stetig trainiert werden".

Der kürzlich veröffentlichte Lancet-Countdown-Bericht zum Einfluss des Klimawandels auf die Gesundheit ergab, dass durch den Klimawandel die stärkere Verbreitung verschiedener Krankheiten wahrscheinlicher wird. So werden auch in Europa Ausbrüche von Dengue- oder Zika-Fieber wahrscheinlicher. Im Norden Europas und den USA siedeln sich den Forschern zufolge zudem mehr Bakterien an, die unter anderem zu Wundinfektionen führen können. In ärmeren Ländern könnte die Bekämpfung von Krankheiten wie Cholera oder Malaria um Jahrzehnte zurückgeworfen werden.

Gerüstet sein für neue Tropenkrankheiten

Schon jetzt sei zu spüren, dass sich in Hitzesommern viele Krankheiten dramatisch verschärften, sagte Wenker. Künftig drohten nicht nur tropische Krankheiten wie Malaria, die größere Gefahr bei Hitze seien Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch für neue Tropenkrankheiten müsse das Gesundheitssystem zwar gerüstet sein. "Aber das ist sicherlich, wenn man es prognostizieren darf, zahlenmäßig nicht unser größtes Problem. Sondern meine Sorge gilt allen Patienten, die von Bluthochdruck, Übergewicht, Zuckerkrankheit und Bronchitis betroffen sind; diese großen Volkskrankheiten betreffen fast jeden zweiten Erwachsenen."

Darauf sei das Gesundheitssystem nicht eingerichtet. "Ich fordere von Bund und insbesondere den Ländern, die Krankenhausfinanzierung zu verbessern und vor allem weitere Investitionsmittel zur Klimatisierung aufzuwenden", sagte Wenker. "Da ist noch viel Luft nach oben. Die Länder müssen bei zukünftigen Krankenhausbauten mit berücksichtigen, dass es dort genug gekühlte Räume gibt - nicht nur der OP, sondern auch die Patientenzimmer." Mit Blick auf den Kampf gegen den Klimawandel sagte sie: "Es gibt eigentlich gar keinen Grund, es nicht anzupacken. Klimaschutz, Umweltschutz und Gesundheitsschutz gehen alle in die gleiche Richtung."