BWKG sieht Wirtschaftslage vieler Kliniken im Niedergang

Düstere Prognose der Krankenhäuser im Südwesten: Knapp 70 Prozent der Kliniken erwarten, dass sich die wirtschaftliche Lage in diesem Jahr verschlechtern wird. Mehr als zwei Drittel der Krankenhäus

Düstere Prognose der Krankenhäuser im Südwesten: Knapp 70 Prozent der Kliniken erwarten, dass sich die wirtschaftliche Lage in diesem Jahr verschlechtern wird.

Mehr als zwei Drittel der Krankenhäuser im Südwesten rechnen 2015 mit einer schlechteren Wirtschaftslage als im Vorjahr. Von einer Verbesserung gehen dagegen nur knapp sechs Prozent aus. Das sei ein Negativ-Rekord, sagte der Vorstandsvorsitzende der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG) Thomas Reumann, am Montag in Stuttgart. “Ich denke, ein Vertrauensbeweis in die Politik sieht anders aus.” Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums verwies auf Fehler der Vorgängerregierung und darauf, dass Grün-Rot mehr Geld in die Hand nehme.

Rund 45 Prozent der Kliniken im Land hätten 2014 rote Zahlen geschrieben – dieses Niveau bestehe seit vier Jahren. Einen ausgeglichenen Abschluss hätten zwar rund 20 Prozent der Häuser angegeben, Investitionen seien so aber auch nicht möglich. “Das sind keine Ausrutscher oder Management-Fehler”, sagte Reumann. Die Einrichtungen seien strukturell unterfinanziert. Halbjährlich befragt die BWKG die 217 Krankenhäuser, 509 Pflegeheime und 112 Reha-Einrichtungen, die sich im Verband zusammengeschlossen haben. Dieses Mal hätten rund 70 Prozent geantwortet.

Die Preise für die Klinik-Leistungen seien nicht hoch genug – und trotz der gestiegenen Förderung fehle es an Geld etwa für IT-Anlagen, medizinische Geräte und Zimmersanierungen, sagte Reumann. Insgesamt sei ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag mehr pro Jahr nötig. “Uns sind Grenzen gesetzt”, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums dazu. Man könne nicht innerhalb von drei Jahren alle Versäumnisse der Vorgängerregierung wettmachen.

Rund 250 Millionen Euro schüttet die Regierung dieses Jahr für Bauvorhaben aus. Insgesamt sind für den Doppelhaushalt 2015/2016 knapp 900 Millionen Euro an Investitionen in Krankenhäuser vorgesehen – laut Ministerium eine Steigerung von 30 Prozent im Vergleich zu der jüngsten schwarz-gelben Regelung. Das grün-rote Kabinett will an diesem Dienstag unter anderem über das Bauprogramm für Kliniken in diesem Jahr sprechen. Anschließend werden Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) darüber die Öffentlichkeit informieren.

Aber auch die geplante bundesweite Krankenhausreform sei für die BWKG-Einrichtungen enttäuschend, sagte Vorstandsvorsitzender Reumann. Mit ihr könne etwa eine steigende Produktivität dazu führen, dass landesweit die Preise für Behandlungen fallen – am Ende müssten die Häuser dann wiederum am Personal sparen. Noch hätten die Kliniken im Land überdurchschnittlich viele Pflegekräfte.

Um die Probleme zu lösen, schlug die Techniker Krankenkasse dagegen grundlegende Änderungen vor: Kliniken sollten vor allem auf dem Land mehr ambulanten Service anbieten. Außerdem sinnvoll sei eine Einteilung in Häuser für spezielle Behandlungen und solche für Basis-Leistungen in der Nähe des Wohnorts.

Text: dpa /fw