CLL chemotherapiefrei behandeln

Zum Abschluss des diesjährigen Kongresses der Amerikanischen Gesellschaft für Onkologie (ASCO) in Chicago wurden erstmals Ergebnisse der primären Endpunktanalyse der CLL14-Studie präsentiert. Dabei handelt es sich durchaus um praxisverändernde Ergebnisse.

57% der PatientInnen ohne minimale Resterkrankung

Zum Abschluss des diesjährigen Kongresses der Amerikanischen Gesellschaft für Onkologie (ASCO) in Chicago wurden erstmals Ergebnisse der primären Endpunktanalyse der CLL14-Studie präsentiert. Dabei handelt es sich durchaus um praxisverändernde Ergebnisse.

Der überwiegende Teil der Patienten erkrankt in höherem Lebensalter an der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) und hat zu diesem Zeitpunkt bereits klinisch relevante Begleiterkrankungen. Daher wurden diese PatientInnen bislang nicht mit intensiven Therapien behandelt. Standard waren stattdessen eine zeitlich unbegrenzte Therapie mit zielgerichteten Substanzen wie Ibrutinib oder eine milde Chemotherapie (z. B. Chlorambucil) in Kombination mit einem Antikörper (z. B. Obinutuzumab).

Große internationale Phase-3-Studie CLL14

Die offene randomisierte internationale Phase-3-Studie CLL14 prüfte nun eine hochwirksame zeitlich begrenzte, chemotherapiefreie Kombination eines zielgerichteten Medikaments (hier: Venetoclax) mit einem Antikörper (hier: Obinutuzumab) gegen den bisherigen Standard von Chlorambucil-Obinutuzumab. Insgesamt 432 Patienten in einem medianen Alter von 72 Jahren wurden innerhalb eines Jahres in die Studie eingeschlossen.

Die TeilnehmerInnen erhielten entweder sechs Monate eine Behandlung mit Venetoclax-Obinutuzumab, gefolgt von sechs Monaten Venetoclax, oder sechs Monate eine Behandlung mit Chlorambucil-Obinutuzumab, gefolgt von sechs Monaten Chlorambucil.

67% geringeres Risiko für Progress oder Tod

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Venetoclax-Kombination das Risiko des Fortschreitens der Erkrankung oder des Todes um 67% gegenüber Chlorambucil-Obinutuzumab bei Patienten mit behandlungsnaiver CLL und koexistierenden Erkrankungen (HR = 0,33; 95%-KI: 0,22-0,51; P < 0,0001) reduziert. Die Gesamtansprechrate (ORR) betrug 85% (95%-KI: 79%-89%) mit Venetoclax-Obinutuzumab gegenüber 71% (95%-KI: 65%-77%) im Kontrollarm (P = 0,0007). Die Rate der kompletten Remissionen (CR) oder CR mit unvollständiger hämatologischer Erholung (CRi) betrug 50% gegenüber 23% (P < 0,0001).

Bei 57% der Patienten im Venetoclax-Obinutuzumab Arm konnte keine minimale Resterkrankung im Knochenmark mehr festgestellt werden, dies war nur bei 17% der Patienten im Chlorambucil-Obinutuzumab-Arm der Fall. Im peripheren Blut waren sogar 76% der Patienten frei von minimaler Resterkrankung (MRD-negativ) im Vergleich zu 35% im Chlormabucil-Arm. Die Kombination von Venetoclax und Obinutuzumab wurde mittlerweile basierend auf Ergebnissen der CLL14-Studie von der amerikanischen Zulassungsbehörde FDA für die Erstbehandlung von Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) oder kleinem lymphatischen Lymphom (SLL) zugelassen.

Die mediane Dauer der Nachbeobachtung betrug 28 Monate (Bereich 0,1-36). Die mediane PFS wurde in beiden Armen nicht erreicht. Die Sicherheitsbewertung umfasste 212 Patienten am Venetoclaxarm und 214 Patienten am Kontrollarm. Die häufigsten Nebenwirkungen ab Schweregrad drei waren für die Kombination mit Venetoclax hämatologischeToxizitäten (60% gegenüber 55% im Vergleichsarm), davon am häufigsten Neutropenie (53% gegenüber 48% im Kontrollarm) und Thrombozytopenie (14% gegenüber 15%). Andere häufige Nebenwirkungen waren Infektionen (18% gegenüber 15%), infusionsbedingte Reaktionen (9% gegenüber 10%). Im Venetoclax-Arm führten Nebenwirkungen bei 74% der Patienten zu Dosisunterbrechungen, bei 21% der Patienten zu Dosisreduzierungen und bei 16% der Patienten zu Behandlungsabbrüchen.