Darmflora bestimmt Diät-Erfolg

Die Darmflora ist möglicherweise starkt mitverantwortlich für den Erfolg von bestimmten Diäten. Dass Diäten bei Menschen unterschiedlich gut funktionieren, ist nicht erst seit kurzem bekannt. Eine

Die Darmflora ist möglicherweise starkt mitverantwortlich für den Erfolg von bestimmten Diäten.

Dass Diäten bei Menschen unterschiedlich gut funktionieren, ist nicht erst seit kurzem bekannt. Eine neue Studie (DOI:10.1016/j.cmet.2015.07.001) zeigt nun möglicherweise einen Weg, um vorherzusagen wie wir auf verschiedene Diäten reagieren. Grundlage dafür ist die individuelle Zusammensetzung der Darmflora.

Ein Forschungsteam der Technische Hochschule Chalmers in Göteborg hat ein mathematisches Modell entwickelt, das es ihnen erlaubt, die unterschiedlichen Reaktionen von Patienten auf bestimmte Diäten zu erklären. “Diese Methode ermöglicht es uns den Metabolismus jedes einzelnen Bakteriums zu identifizieren und bringt uns somit näher an die grundlegenden Prozesse des menschlichen Metabolismus,” berichtet Jens Nielsen, Professor für Biologie und Bioengineering und Leiter dieser Studie.

Im menschlichen Verdauungssystem befinden sich zwischen 300 und 1000 verschiedene Arten von Mikroorganismen, die eine individuelle Darmflora bilden. Die Darmflora eines Menschen ist  üblicherweise stet. Die Unterschiede in der Zusammensetzung zwischen  den Menschen, sind wohl auf genetischen Faktoren zurückzuführen, sowohl auf Übertragungen von der Mutter während der Geburt, als auch auf Faktoren, wie Ernährung und langem Drogen- oder Medikamentenkonsum.

Neben der wichtigen Rolle der Mikroorganismen für die Verdauung, konnten Studien vermehrt eine Korrelation mit verschiedenen Erkrankungen  wie zum Beispiel Krebs, Stress und Autismus zeigen. Auch wenn viele Experten die Zusammenhänge zwischen Mikroorganismen und verschiedenen Erkrankungen feststellten, ist der genaue Mechanismus ihrer Interaktion mit Nahrungsmitteln heute  noch nicht im Detail verstanden. “Das menschliche Verdauungssystem steht bekanntlich im Zusammenhang mit verschiedenen Erkrankungen, eine große Herausforderung ist es aber nun weg von den Assoziationsstudien zu gehen und Kausalitäten aufzudecken,” so die Autoren.

Durch klinische Erprobungen am Institut für Cardiometabolism und Ernährung (ICAN) in Paris, Frankreich, war es den Forschern möglich, einen solchen Kausalzusammenhang herzustellen. Für die Studie analysierten die Forscher das Darm-Microbiom von 45 übergewichtigen Patienten und teilten diese in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe enthielt Patienten mit einer vielfältigen Darmflora und die andere, Patienten mit einer geringeren Vielfalt an Mikroben im Darm. Die Teilnehmer unterzogen sich im Rahmen der Studie für sechs Wochen einer kalorienarmen Diät. Während dieses Zeitraumes untersuchten die Forscher Blut und Stuhl der Teilnehmer auf Hinweise und Substanzen, die als Marker für Krankheiten und schlechten Gesundheitszustand gelten.

Während alle Teilnehmer an Gewicht verloren, wie es Erwartungen prognostizierten,  fanden die Forscher in der Gruppe mit der kleineren Vielfalt in der Darmflora zusätzlich eine Reduktion der Indikatorsubstanzen für einen schlechten Gesundheitszustand. Im Gegensatz zu den Teilnehmern mit einer großen Vielfalt an Mikroben im Darm, bei denen sich diese Veränderung nicht zeigte. Die Verbesserung der Blutchemie der ersten Probandengruppe erklären die Forscher vor allem durch eine geringere Aminosäureproduktion während der Diät.

Diese Ergebnisse sollen den praktizierenden Ärzten  helfen, kardiometabolische Risikopatienten zu identifizieren, die von bestimmten Diäten besser profitieren würden. So könnte es schon bald der Fall sein, dass es Ärzten möglich ist, aufgrund der spezifischen Zusammensetzung der patienteneigenen Darmflora, diätetische Empfehlungen auszusprechen.

Prof. Karine Clément, Co-Autorin  am ICAN, lässt noch einen weiteren Blick in die Zukunft zu und suggeriert: “Langfristig könnten wir in der Lage sein, Patienten mit einem nicht gut funktionierenden Metabolismus,  intestinale Bakterien zuzuführen.”

Derzeitige Probiotika werden lediglich zur Stabilisierung der vorhandenen Darmflora genutzt, zukünftige Formen sollen jedoch dem Ziel dienen, Bakterien zuzuführen, die sich in die existente Darmflora integrieren und infolgedessen die Mikrobiomzusammensetzung verändern.

Text: esanum/sb