Debatte um Testserie zu Corona in Kitas und an Schulen

600 Lehrerinnen und Lehrer, Erziehende, Schülerinnen und Schüler sowie Kita-Kinder in Mecklenburg-Vorpommern sollen im Dienste der Wissenschaft fünf Mal bis Januar auf das Coronavirus getestet werden. Daran gibt es Kritik.

Alle 600 Teilnehmenden werden im Abstand von etwa vier Wochen fünf Mal auf Sars-CoV-2 getestet

600 LehrerInnen, Erziehende, SchülerInnen und Kita-Kinder sollen im Dienste der Wissenschaft fünf Mal bis Januar auf das Coronavirus getestet werden. Daran gibt es Kritik.

Eine bis in den Januar reichende Testserie unter ErzieherInnen, LehrerInnen, Kindern und Jugendlichen soll Aufschluss geben über die Rolle von Kitas und Schulen bei der Ausbreitung des Coronavirus in Mecklenburg-Vorpommern. Wie die Ministerien für Bildung und für Soziales in Schwerin mitteilten, sollen jeweils 300 Erwachsene und Kinder in den Regionen Rostock und Greifswald in die Mitte September beginnenden Tests einbezogen werden. Die Ergebnisse würden dann durch Fachleute der Universitätskliniken in Greifswald und Rostock wissenschaftlich ausgewertet.

"Die Testungen sind kostenlos und selbstverständlich freiwillig", betonte Sozialministerin Stefanie Drese (SPD). "Das Projekt ist ein Beitrag zur Erforschung des Coronavirus", erklärte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD). Alle 600 Teilnehmenden würden im Abstand von etwa vier Wochen fünf Mal auf das Coronavirus Sars-CoV-2 getestet. Zudem gebe es bei den Erwachsenen einen Antikörpertest.

Nur wenige ErzieherInnen und LehrerInnen lassen sich präventiv testen

Die Testpersonen werden den Angaben zufolge aus den Teilnahmeerklärungen, die bis zum 18. September eingehen, von den UniversitätsmedizinerInnen ausgewählt. Dabei soll insbesondere auch die Altersgruppe der über 60-Jährigen Berücksichtigung finden.

ErzieherInnen und LehrerInnen können sich seit Beginn des neuen Schuljahres Anfang August präventiv bei ihren HausärztInnen auf Corona testen lassen. Nach Einschätzung des Sozialministeriums machten bislang aber nur wenige der landesweit 15.000 Kita-Mitarbeitenden von dem Angebot Gebrauch. Zur Situation an den Schulen lagen keine Angaben vor.

Linke spricht von fragwürdigem Testprojekt

Die Linke bezeichnete das Testprojekt als fragwürdig. "Zum einen ist das Infektionsgeschehen in Mecklenburg-Vorpommern derart niedrig, dass es kaum Nachweise geben dürfte. Zum anderen stellen 600 Teilnehmende noch keinen repräsentativen Test dar", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Oppositionsfraktion, Torsten Koplin. "Statt die knappen Ressourcen mit fraglichen Tests zu binden, sollte sich die Landesregierung Gedanken darüber machen, wie der zu erwartenden Grippewelle in Verbindung mit dem Coronavirus sinnvoll begegnet werden kann."

Die Linke forderte außerdem, aufgrund der niedrigen Infektionszahlen die festen Schülergruppen in den weiterführenden Schulen zu öffnen, um vor allem mehr Angebote in der Ganztagsschule zu ermöglichen, die oft jahrgangsübergreifend seien. Die Schülergruppen umfassen an den weiterführenden Schulen jeweils zwei Klassenstufen. SchülerInnen aus verschiedenen Gruppen sollen sich im Schulalltag nicht begegnen.

Gute Schutzkonzepte für Schulen und Kitas erforderlich

Die Linken-Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg forderte eine Erweiterung der Gruppe an Regionalen Schulen auf die komplette Schule (Klasse fünf bis zehn) und an den Gesamtschulen auf die Jahrgangsstufen fünf bis neun sowie zehn bis zwölf. An den Gymnasien sollte eine Erweiterung der definierten Gruppen Oldenburg zufolge auf die Klassen sieben bis neun und zehn bis zwölf erfolgen.

Das Bildungsministerium will jedoch an der zu Schuljahresbeginn eingeführten Struktur vorerst festhalten. "Um auch in der vor uns liegenden kälteren Jahreszeit sicherzustellen, dass wir trotz Corona so viel Schule machen können wie möglich, brauchen wir weiterhin gute Schutzkonzepte", sagte Ministeriumssprecher Henning Lipski. "Diese jetzt über den Haufen zu werfen, wäre unverantwortlich."