Die Augen als "Fenster zum Herzen"?

Die Augen stellen einen bei kardiovaskulären Ereignissen wenig berücksichtigten Faktor dar. Neue Studienergebnisse legen allerdings nahe, dass die Blutgefäße am hinteren Auge eindeutige Ergebnisse liefern könnten

Das kardiovaskuläre Risiko aus den Augen ablesen

Die Augen stellen einen bei kardiovaskulären Ereignissen wenig berücksichtigten Faktor dar. Neue Studienergebnisse legen allerdings nahe, dass die Blutgefäße am hinteren Auge eindeutige Ergebnisse liefern könnten

Die aktuellen Untersuchungen stellen den bislang umfangreichsten Forschungsansatz zur Verbindung zwischen dem Auge und kardiovaskulären Erkrankungen dar. Das Forschungsteam stellte fest, dass die Blutgefäße am hinteren Auge von versteiften Arterien und erhöhtem Blutdruck betroffen sind.

Professor Alicia Rudnicka, die leitende Studienautorin von der Londoner St. George’s University, erläuterte: "Wenn das, was im restlichen Körper geschieht, sich in den Augen abzeichnet, sollte die Morphologie des Auges nicht nur zusätzliches Werkzeug in der Forschung sein, sondern schnellstmöglich den Weg in die klinische Anwendung finden."

Daten von fast 55.000 PatientInnen ausgewertet

Die Daten von fast 55.000 Menschen höheren und mittleren Alters aus der UK Biobank bildeten die Grundlage für die aktuellen Untersuchungen. Insgesamt hatte das Team Zugriff auf 3,5 Millionen Blutgefäß-Sektionen.

Ein automatisiertes Programm untersuchte dabei digitale Aufnahmen von den Blutgefäßen der Retina aller StudienteilnehmerInnen. Hierdurch erhielt das Team Messungen hinsichtlich des Durchmessers und der Krümmung von Blutgefäßen.

Erhöhter Pulsdruck, Arteriendruck und Blutdruck bei größerer Krümmung der Blutgefäße

Die Analyse ergab, dass größere Krümmungen der Augenarterien mit höherem Pulsdruck, durchschnittlich höherem Arteriendruck während eines Herzschlags und höherem systolischen Blutdruck in Verbindung standen. Darüber hinaus erkannten die ForscherInnen einen Zusammenhand zwischen der Steifheit von Arterienwänden und Verengungen der retinalen Blutgefäße.

Professor Rudnicka erklärte: "Keiner dieser Effekte wirkt sich auf das Sehvermögen aus, aber die Blutgefäße am hinteren Auge könnten einen schnellen Eindruck liefern, ob ein Patient sich auf dem Weg zu einer kardiovaskulären Erkrankung befindet." Sie ergänzte: "Damit haben wir bereits ein wichtiges Puzzleteil. Wenn es uns gelingt, die Messungen der retinalen Blutgefäße mit der späteren Entwicklung von PatientInnen abzugleichen, können wir hierdurch erfahren, ob die Veränderungen der Blutgefäße schon vor dem kardiovaskulären Ereignis auftraten und eindeutige Vorhersagen für das Eintreten kardiovaskulärer Erkrankungen liefern."

Quelle:
Tapp EJ et al., Associations of Retinal Microvascular Diameters and Tortuosity With Blood Pressure and Arterial Stiffness. Hypertention 2019; DOI:https://doi.org/10.1161/HYPERTENSIONAHA.119.13752