Die richtige Dosis: Wenn weniger mehr ist

Eine neue klinische Studie zeigte unlängst, dass Abirateron, wenn es zusammen mit einem fettarmen Frühstück verabreicht wird, auch bei geringerer Dosierung noch wirksam ist. Hat die Anweisung, Abirateron auf nüchternen Magen zu nehmen, somit bald ausgedient?

Abirateron plus fettarme Mahlzeit spart Wirkstoff bei gleicher Wirksamkeit

Eine neue klinische Studie aus den USA zeigte unlängst, dass Abirateron, wenn es zusammen mit einem fettarmen Frühstück verabreicht wird, auch bei geringerer Dosierung noch wirksam ist. Interessant ist dies vor allem vor dem Hintergrund steigender Kosten für Krebsmedikamente sowie für das Therapiemanagement bei Tumorpatienten. Hat die Anweisung, Abirateron auf nüchternen Magen zu nehmen, somit bald ausgedient? 

Szmulewitz und Kollegen untersuchten in ihrer kleinen Studie, inwieweit sich die gleichzeitige Nahrungsaufnahme auf die Verfügbarkeit und Wirksamkeit des Testosteronhemmers Abirateron auswirkte. Patienten mit fortgeschrittenem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom wird laut Packungsbeilage bisher empfohlen, das Medikament nüchtern einzunehmen, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen.

Während der 12-wöchigen Studiendauer wurden 72 Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom in zwei Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe erhielt täglich eine fettarme Mahlzeit + 250 mg Abirateron. Die zweite Gruppe wurde nach Standard behandelt und nahm 1.000 mg Abirateron auf nüchternen Magen ein.

Die Wirksamkeit der verabreichten Menge Abirateron – mit bzw. ohne Nahrung – wurde anhand eines  PSA-Abfalls im Serum der Patienten dokumentiert. Das prostataspezifische Antigen (PSA) dient bei fortgeschrittenen Prostatakrebspatienten sehr zuverlässig als Marker für das Therapieansprechen.

Drei Viertel des Wirkstoffes einsparen bei gleicher Wirkung

Nach 12 Wochen Behandlungszeit zeigten die Männer im Studienarm mit fettarmer Mahlzeit + 250 mg Abirateron einen deutlich größeren Effekt auf das PSA (mittlere Log-Änderung -1,59) gegenüber der Standardbehandlung mittels 1.000 mg Abirateron auf nüchternen Magen (mittlere Log-Änderung -1,19). Das PSA-Ansprechen betrug mit 250 mg Wirkstoff 58 %, mit 1.000 mg 50 %. Das mittlere progressionsfreie Überleben (PFS) lag in beiden Gruppen bei etwa neun Monaten.

Zwar wurden mit 1.000 mg Abirateron auch höhere Serumwerte erreicht, jedoch unterschieden sich weder das PSA-Ansprechen noch das PFS signifikant zwischen den beiden Behandlungsgruppen. Dies zeigt deutlich, dass mit einem Viertel der empfohlenen Dosis Abirateron – insofern zusammen mit einer fettarmen Mahlzeit eingenommen – vergleichbare Resultate zugunsten des Patienten erwartet werden dürfen wie mit einer Standardbehandlung.

Der Ansatz "niedrigdosiertes Abirateron plus fettarme Mahlzeit" ist demnach der Standardtherapie mit 1.000 mg Abirateron, auf nüchternen Magen genommen, nicht unterlegen. Weitere Studien sollen nun klären, ob auch der Langzeiteffekt von niedrigdosiertem Abirateron beim fortgeschrittenen, kastrationsresistenten Prostatakarzinom von Bestand ist. 

Fazit: Deshalb ist das so wichtig für die Praxis

Obgleich Abirateron sehr effektiv die Progression des fortgeschrittenen, kastrationsresistenten Prostatakarzinoms verlangsamt, ist die Behandlung mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden. Bedenkt man darüber hinaus, dass das Prostatakarzinom der häufigste Tumor des Mannes weltweit ist und viele Erkrankungsfälle leider noch immer erst in einem bereits fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert werden, entstehen den öffentlichen Gesundheitssystemen dadurch jährlich sehr hohe Ausgabeposten.

Aus diesem Grund ist die nun vorgelegte Studie so wichtig, um einerseits die Einnahme und Wirkung des Medikamentes auch in niedriger Dosierung zu verbessern, aber ebenso, um möglicherweise Wirkstoff pro Einnahme einsparen zu können und dadurch bei gleicher Wirksamkeit effektiv Therapiekosten zu senken.

Quelle
Szmulewitz RZ et al., Prospective International Randomized Phase II Study of Low-Dose Abiraterone With Food Versus Standard Dose Abiraterone In Castration-Resistant Prostate Cancer. J Clin Oncol 2018; 36: https://doi.org/10.1200/JCO.2017.76.4381