Digital-Health: Was hat es mit der Revolution im Gesundheitswesen auf sich?

Regulatorische Schutzzäune, Big Data und Datenschutz, beim Thema Digital-Health wird mit Schlagwörtern nur so um sich geschossen. Doch was hatte die Session "Digital-Health – wie weit sind wir in der digitalen Unterstützungen des Patienten?" auf dem Hauptstadtkongress gerade in Richtung Ärzteschaft Neues zu erzählen?

Neues zum Thema Digital-Health vom Hauptstadtkongress

Regulatorische Schutzzäune, Big Data und Datenschutz, beim Thema Digital-Health wird mit Schlagwörtern nur so um sich geschossen. Doch was hatte die Session "Digital-Health – wie weit sind wir in der digitalen Unterstützungen des Patienten?" auf dem Hauptstadtkongress gerade in Richtung Ärzteschaft Neues zu erzählen?

Unter dem Motto "Die Gesundheitskarte ist doch sexy", sprach Dr. Katja Leikart vom CDU-Gesundheitsausschuss darüber wie Mediziner im Job durch digitale Lösungen unterstützt werden sollen. Das ganze Thema Digitalisierung sei nur interessant, wenn es einen Nutzen hätte. Und dieser Nutzen würde laut Leikart mit der viel kritisierten elektronischen Gesundheitskarte (egK) einhergehen, die ab 2019 alle Teilnehmer im Gesundheitssystem miteinander vernetzen soll. "Wir wollen, dass für die medizinische Versorgung notwendigen Informationen immer dort sind wo sie benötigt werden" so Leikart. Unter anderem sollen auf dieser Karte die Notfalldaten gespeichert werden und das wäre gerade für Rettungsdienste von Vorteil, die oft gar nicht wissen ob Patienten an Diabetes oder  anderen Vorerkrankungen leiden. Und da sowieso fast jeder Patient eine Krankenkassenkarte mit sich herumträgt, wäre die eGK der optimale Träger dieser Informationen.

Vernetzen ist sowieso das Überthema des 2015 erstmals verabschiedenden E-Health Gesetzes. Die Bundesregierung will hiermit eine sichere Telematikinfrastruktur für die digitale Vernetzung aller Akteure im Gesundheitswesen auf den Weg bringen. Mit dieser Struktur soll "eine weltweit einmalige sichere Datenautobahn für das Gesundheitswesen" aufgebaut werden, die fast 200.000 Ärzte und Zahnärzte, 2.000 Krankenhäuser, 26.000 Pflegeeinrichtungen, 1.150 Reha Einrichtungen, 20.000 Apotheken und 2,3 Millionen Beschäftigte im Gesundheitswesen und die 70 Millionen gesetzlich Versicherten miteinander vernetzen. Zusammen mit der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und dem Heilberufeausweis der Ärzte soll sie allen Akteuren im Gesundheitswesen einen Mehrwert bringen.

Auch Krankenkassen setzen auf die Vernetzung

Pläne zur Vernetzung aller Leistungserbringer im Gesundheitssystem hat nicht nur die Bundesregierung. Auch die Kassen machen hier Fortschritte. "Für uns bedeutet Digitalisierung die Schnittstelle zum Versicherten vor Wettbewerben zu besetzen, mit dem Ziel Datenschutz und Datensicherheit im Sinne des Patienten aber auch im Sinne des gesamten EKV-Marktes in die richtige Bahn zu lenken," so Christian Klose, Chief Digital Officer (CDO) von der AOK Nord-Ost. Mit seiner elektronischen Patientenakte, auf die Leistungserbringer nach Zustimmung des Patienten zugreifen können, hat er nun das erste Pilotprojekt auf den Weg gebracht. Die Digitalisierung der Daten von 8.000 Patienten in 45 Arztpraxen wird nächsten Monat in Mecklenburg Vorpommern starten und dann idealerweise gemeinsam mit den Landes-AOKs im Anschluss national ausgebaut.

Bei allem Gerede über Digitalisierung merkte Dr. Matthias Suermondt, Vice-Präsident Gesundheitspolitik und Marktzugang bei Sanofi an, dass das Digitale die richtige Therapieeinstellung nur unterstützen kann. Die Forschung soll hier zeitnah Lösungen auf den Markt bringen, die den Therapieablauf optimieren. Um die Software und Medizin zu verbinden, startete der Pharmakonzern eine Kooperation mit Google und will mit dem Joint-Venture Onduo konkret Lösungen für Diabetes-Patienten entwickeln. Denkbar sind nach Angaben von Sanofi beispielsweise Geräte, die nach der Messung von Blutzuckerwerten automatisch die passende Menge Insulin verabreichen. Bei weltweit ca. 420 Millionen Diabetes-Erkrankten durchaus ein lukratives Geschäftsmodell. Nun müssen die richtigen Patienten nur noch rechtzeitig gefunden werden. Aktuell wird die Krankheit in 46% der Fälle weltweit zu spät entdeckt. Die optimierte Verwendung von Big Data wie auch ein konstanter Informations-Flow könnte gerade in der Versorgungsforschung zu einem besseren Ergebnis führen. Das wäre auch im Sinne des Gesundheitssystems und der Kassen, denn 53% der Diabeteskosten in Deutschland werden durch Komplikationen verursacht, die bei korrekter Therapieeinstellung vermeidet werden könnten.

Richtlinien für Umgang mit Big Data benötigt

Ein Absatz zum richtigen Umgang mit Big Data findet sich auch in der E-Health-Strategie der Bundesregierung für ein digitalisiertes Gesundheitswesen. Deren effektivere Nutzung für die Gesundheitsversorgung und Forschung steht an Stelle acht des 12-Punkte-Plans, allerdings ist gerade bei sensiblen Patientendaten der Datenschutz ein großes Thema. Es geht vor allem darum eine "ausgewogene Balance von Datenschutz und Erkenntnisgewinnung" zu finden. Hierfür werden noch Richtlinien benötigt, die festlegen wie große Datensätzen systematisch analysiert werden können und vor allem von wem.

Die digitale Revolution im Healthcare-Bereich ist also schon längst auf den Weg gebracht.  Nun müssen von Seiten der Politik und aller Gesundheitsakteure Gegebenheiten geschaffen werden, die Patienten und Ärzteschaft einen therapieorientierten Mehrwert bieten. Ob am Ende eine Partei im digitalen Rennen als Gewinner hervorgehen wird, bleibt abzuwarten.