Ein Drittel der Kassenversicherten wartet über drei Wochen auf Facharzttermin

Wer einen Termin in einem fachärztlichen Bereich sucht, braucht starke Nerven. Die Koalition hat viele Schritte beschlossen, damit Kassenpatientinnen und -patienten schneller zum Zuge kommen.

Schnellere Terminvergabe bei Hausärztinnen und Hausärzten

Wer einen Termin in der Kardiologie, Neurologie oder einem anderen fachärztlichen Bereich sucht, braucht starke Nerven. Die Koalition hat viele Schritte beschlossen, damit gesetzlich Versicherte schneller zum Zuge kommen. Für die Linke gehen die aber am eigentlichen Problem vorbei.

Fast jeder dritte Krankenversicherte in Deutschland hat im vergangenen Jahr im Schnitt mehr als drei Wochen auf einen Facharzttermin warten müssen. Das geht aus einer Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor.

Danach erhielt zwar mehr als die Hälfte der Befragten innerhalb von drei Tagen einen Hausarzt-Termin, bei fachärztlichen Terminen kam aber nur jeder Vierte so schnell zum Zuge. In die Hausarztpraxis konnten immerhin 37 Prozent der Erkrankten sofort kommen, in die Facharztpraxis 16 Prozent. 30 Prozent mussten mehr als drei Wochen auf fachärztlihe Hilfe warten. 

Nur 18 Prozent der privat Versicherten warten über drei Wochen 

Die Zahlen sind Durchschnittswerte. Das Gesundheitsministerium beruft sich auf die jährliche Versichertenbefragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) unter rund 6.000 gesetzlich und privat Versicherten. Nach der Studie, die die KBV im August 2018 vorgestellt hatte, kommen privat Versicherte in der Regel schneller zum Zuge. Demnach mussten 33 Prozent der gesetzlich Versicherten länger als drei Wochen auf einen Termin bei Fachärztin oder Faharzt warten, aber nur 18 Prozent der privat Versicherten.

Besonders stark nachgefragt sind den Angaben zufolge die Fachbereiche Psychotherapie, Neurologie, Kardiologie und Radiologie. Informationen zu den Facharztrichtungen mit den längsten Wartezeiten lägen zwar nicht vor, Hinweise gäben aber die Informationen der Terminservicestellen, erklärte das Gesundheitsministerium. Diese Servicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen sollen Anfragenden innerhalb von vier Wochen einen Facharzt-Termin verschaffen.

Linke fordert Bevorzugung von privat Versicherten bei Terminvergabe zu beenden

"Für viele Patienten sind lange Wartezeiten auf Facharzttermine seit langem die Normalität und gehen einher mit Frustration", hatte die Linken-Sozialexpertin Sabine Zimmermann bereits Mitte Januar erklärt. "Alle bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung, wie etwa Einrichtung und Ausbau von Terminservicestellen, gehen aber an den eigentlichen Problemen vorbei. Die Bevorzugung von Privatpatienten bei der Terminvergabe, da für diese mehr abgerechnet werden kann, muss beendet werden."

Bei akuten Gesundheitsproblemen und der Suche nach Arztterminen können Kassenpatientinnen und -patienten inzwischen auch durchgehend zum Telefon greifen: Die Nummer 116 117 steht seit Anfang Januar als Rund-um-die-Uhr-Service bereit. Anrufende sollen dort eine erste Einschätzung bekommen, wie dringlich sie behandelt werden müssen und in eine Praxis oder Klinik weitergelotst werden.