Drogenabhängige werden immer älter und stehen vor neuen Herausforderungen

Heroin, Methadon und dann Einsamkeit im Alter - solche Biografien sind nicht mehr selten. Was tun mit Drogenabhängigen im Pflegeheim? Mit solchen Fragen befasst sich eine Tagung in Koblenz.

Pflegedienste und Altersheime müssen lernen mit älteren Abhängigen umzugehen

Heroin, Methadon und dann Einsamkeit im Alter - solche Biografien sind nicht mehr selten. Was tun mit Drogenabhängigen im Pflegeheim? Mit solchen Fragen befasst sich eine Tagung in Koblenz.

Während sie früher meist in jungen Jahren starben, erreichen Drogenabhängige heute oft das Rentenalter und stellen Pflegedienste und Altersheime vor neue Herausforderungen. "Oft fehlt die Erfahrung mit Opiatabhängigen, außerdem sind diese häufig in einer schwierigeren Lage als ihre Altersgenossen", sagte der Soziologieprofessor Martin Schmid der Deutschen Presse-Agentur. "Früher konnte man sich nicht vorstellen, dass sie mit Methadon so lange leben würden. Viele sind heute aber schon über 50 oder 60, manche auch über 70 Jahre alt." Er habe schon von Betroffenen gehört: "Es ist ein Wunder, dass ich noch lebe."

Auf einer Fachtagung in Koblenz debattieren an diesem Mittwoch (27.9.) rund 140 Experten aus ganz Deutschland über den Umgang mit den bundesweit rund 150.000 Opiatabhängigen. "Mit diesem Begriff erfassen wir auch die Abhängigen, die mit dem Ersatzstoff Methadon versorgt werden und oft schon seit vielen Jahren kein Heroin mehr nehmen", erklärte Schmid.

Junge Generation nutzt eher Partydrogen

Für die junge Generation sei zumindest in Deutschland Heroin nicht mehr so attraktiv. "Die greift eher zu Cannabis, Amphetaminen und Partydrogen", sagte der Koblenzer Soziologe, der zusammen mit der Kölner Psychologieprofessorin Tanja Hoff ein Projekt zum Umgang mit älteren Drogenabhängigen leitet.

"Das Problem beginnt damit, dass alte Menschen oft zu Hause gepflegt werden, ältere Opiatabhängige aber oft keine Familie mehr haben", erläuterte Schmid. "Der Kontakt zur Herkunftsfamilie ist abgebrochen und zur eigenen Familiengründung ist es nicht gekommen." Viele Methadon-Patienten seien einsam und isoliert. Mangels früherer Berufsjahre fehlten oft Ansprüche an Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung, so dass die Kosten größtenteils auf die öffentliche Hand und somit die Steuerzahler zukämen.

"Ältere Opiatabhängige werden meist von Drogenberatungsstellen betreut, denen aber die Kompetenz für die alte Generation fehlt. Ambulante Dienste und Pflegeheime wiederum kennen sich oft mit Drogenabhängigkeit nicht aus", erklärte der Soziologe. "Im Pflegeheim unterscheiden sich Opiatabhängige häufig stark von den anderen Bewohnern. Sie greifen auch vielleicht auf dem Flur gerne mal zu einem Beruhigungsmittel, außerdem sind die Wechselwirkungen zwischen Methadon und Medikamenten für alte Leute nicht immer ganz klar."

Mit einem Projekt in den drei Regionen Koblenz, Frankfurt/Main sowie Köln und Düsseldorf sollen laut Schmid Lösungen gefunden werden: "Ziel ist die gute Vernetzung der verantwortlichen Stellen und die Veröffentlichung eines Handbuchs für Handlungsweisen im Einzelfall."