Dysbiose im Darm beeinflusst Behandlung

Das Mikrobiom des Darms ist nicht nur für die Gesundheit essentiell, sondern ebenso an der Ausbildung einiger Erkrankungen beteiligt, wie z. B. Autoimmunerkrankungen oder Adipositas. Hinzu kommen neueste Daten, dass das Mikrobiom, insbesondere eine Dysbiose infolge einer Medikamenteneinnahme, sogar das Therapieergebnis verändern kann.

Das Mikrobiom des Darms ist nicht nur für die Gesundheit essentiell, sondern ebenso an der Ausbildung einiger Erkrankungen beteiligt, wie z. B. Autoimmunerkrankungen oder Adipositas. Hinzu kommen neueste Daten, dass das Mikrobiom, insbesondere eine Dysbiose infolge einer Medikamenteneinnahme, sogar das Therapieergebnis verändern kann.

Die Immunonkologie hatte ausgehend von der Dermatologie über die Lungenheilkunde bis hin zur Urologie (bei Blasenkrebs und Nierenzellkarzinom) in den vergangenen Jahren einen wahren "Siegeszug" angetreten. Dennoch ist die durchschnittliche Antwortrate immunonkologischer Behandlungen mit 30-60% eher gering. Weshalb sprechen nur so wenige PatientInnen auf die Therapie an?

Antibiotikagebrauch stört Checkpoint-Inhibitoren

Zum einen ist die Antwortrate wohl abhängig von der Genetik der jeweiligen PatientInnen und natürlich ebenso von der Tumorbeschaffenheit. Bekannt geworden sind im Zuge der Immunonkologie beispielsweise die Checkpoint-Inhibitoren gegen PD-1/PD-L1 sowie CTLA-4. Aktuelle Studien zeigten indes auch einen größeren Einfluss des Darmmikrobioms auf das Therapieansprechen.

So stellten ForscherInnen in einer Arbeit fest, dass TumorpatientInnen mit einem Lungenkarzinom, die zuvor wegen Atemwegsinfektionen mit Antibiotika behandelt worden waren, plötzlich nicht mehr oder schlechter auf die Checkpoint-Inhibitoren ansprachen.

Mikrobiom bestimmt Therapieansprechen

Eine kleine Pilotstudie mit lediglich 25 PatientInnen untersuchte zudem die Effekte einer Mikrobiom-Dysbiose auf die Ansprechraten für Checkpoint-Inhibitoren. Nach 10-14 Wochen Behandlung gaben die ProbandInnen hierfür Stuhlproben ab, sodass im Labor das Mikrobiom bestimmt werden konnte. Von den TeilnehmerInnen hatten 13 keine ausreichende Reaktion auf die Behandlung, während 12 gut auf die Checkpoint-Inhibitoren ansprachen.

Anhand der Stuhlproben überprüften die WissenschaftlerInnen anschließend, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Ansprechen und einem bestimmten Mikrobiomtyp. Das Ergebnis fiel indes unerwartet aus: Ein als "gesund" eingestuftes Mikrobiom verringerte demnach das Ansprechen auf die Therapie, während ein "ungesundes" Mikrobiom dieses förderte.

Die Zukunft gehört dem Stuhl

Interessant ist in Zukunft - und dazu präsentierte die UEG Week in Barcelona so manche neue Arbeit - dass mithilfe von Stuhlproben, Stuhlbanken und Stuhltransfers die Mikrobiome von PatientInnen auch neu ausgerichtet werden könnten.

Dafür benötigen MedizinerInnen aber vor allem gleiche Standards für die Probenentnahme und Stuhlaufbereitung sowie Leitlinien und gesetzliche Rahmenbedingungen. Eines gilt jedoch bereits schon heute als gesichert: Gefrorene Stuhlproben sind ebenso effektiv wie frische, wenn es darum geht, als Suspension das Darmmikrobiom eines Empfängers / einer Empfängerin positiv zu beeinflussen.

Veranstaltung: Abstract-based session: "Different faces of microbiota along the digestive tract", UEG Week 2019, Barcelona