Einsam sterben – nicht nur eine Redewendung?

Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten haben einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit, sozialer Isolation und Sterblichkeit gezeigt: Wer einsam oder sozial isoliert ist, hat ein erhöhtes Sterberisiko.

Meta-Studie zeigt Zusammenhänge zwischen Einsamkeit und Sterblichkeit auf

Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten haben einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit, sozialer Isolation und Sterblichkeit gezeigt: Wer einsam oder sozial isoliert ist, hat ein erhöhtes Sterberisiko. 

Der Anteil derer, die sich einsam fühlen, schießt in die Höhe - das belegt die Studie Einsamkeit & Gemeinsamkeit in Deutschland aus dem Jahr 2014. Anfang der 1990er Jahre konnten 50 Prozent der Bevölkerung behaupten, sich nicht einsam zu fühlen. Im Jahr 2014 konnten nur noch 30 Prozent diese Aussage treffen.

Wer glaubt, dass nur Frauen sich einsam fühlen, der irrt sich. Gerade Männer seien von Einsamkeit betroffen, sie können es nur nicht so nach außen tragen. Laut einer britischen Studie, die im März dieses Jahres veröffentlicht wurde, fühlen sich Männer im Alter von 35 Jahren am einsamsten. Der Großteil redet nicht über diesen Zustand, daher ist es nicht verwunderlich, dass 35 Prozent mit Depressionen zu kämpfen haben und 40 Prozent ein Gefühl der gesellschaftlichen Isolation verspüren. 

Welche Konsequenzen hat Einsamkeit eigentlich für unsere Gesundheit? Mit dieser Frage haben sich nun Wissenschaftler aus den Vereinigten Staaten beschäftigt. Im Zuge dessen werteten sie zwei Meta-Analysen aus, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Einsamkeit, sozialer Isolation und Sterblichkeit befasst haben. 

"Wir haben es mit einer Einsamkeits-Epidemie zu tun"

Die Studienautoren betonen, dass Einsamkeit und soziale Isolation voneinander abzugrenzen sind. Soziale Isolation sei als unzureichender oder nicht vorhandener Kontakt zu anderen Individuen definiert. Unter Einsamkeit verstehe man dagegen eine emotionale Distanz zu anderen, sodass man sich in Gesellschaft trotzdem einsam fühlen kann. 

Die Ergebnisse aus der ersten Meta-Analyse zeigen, dass Erwachsene, die ein besseres Verhältnis zu anderen pflegten, ein um 50 Prozent geringeres Risiko hatten, frühzeitig zu versterben, im Vergleich zu denjenigen, die sozial isoliert waren. Die zweite Meta-Analyse bestätigt dieses Ergebnis: Einsame, sozial Isolierte und Alleinlebende hatten ein erhöhtes Risiko, frühzeitig zu versterben. Die Studienautoren verglichen diese Ergebnisse mit anderen Risikofaktoren wie zum Beispiel Fettleibigkeit und kamen zu dem Entschluss, dass Einsamkeit und soziale Isolation zum Teil sogar ein höheres Sterberisiko in sich bergen als Fettleibigkeit. 

Diese Ergebnisse sind besorgniserregend, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass die alternde Bevölkerung immer weiter wächst, betont Studienautorin Prof. Holt-Lunstad. "Tatsächlich suggerieren viele Länder, dass wir es nun mit einer Einsamkeits-Epidemie zu tun haben", fügt sie hinzu. "Diese müssen wir nun angehen." Schon in der Schule sollte der Fokus auf Kompetenzen in der sozialen Interaktion gelegt werden, empfiehlt Holt-Lunstad im Schlusswort. Zudem sollten Ärzte diesen sozialen Faktor im Rahmen ihrer Diagnose berücksichtigen.