Erhöhen Schulterschmerzen das Risiko für Herzerkrankungen?

Eine neue Studie fand heraus, dass Personen mit Symptomen, die ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen bedeuten, möglicherweise auch ein erhöhtes Risiko für Schulterprobleme haben.

Nach all dem Heben, Ziehen, Rücken und Verpacken, werden viele Menschen vielleicht der vergangenen Weihnachtszeit die Schuld für ihre Schulterschmerzen geben. Einer neuen Studie zufolge könnte es jedoch einen ganz anderen Grund dafür geben. Diese fand nämlich heraus, dass Personen mit Symptomen, die ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen bedeuten, möglicherweise auch ein erhöhtes Risiko für Schulterprobleme haben.

Studienleiter Kurt Hegemann erklärt, dass Probleme mit der Rotatorenmanschette möglicherweise darauf hindeuten könnten, dass im Körper auch noch etwas anderes im Gange ist. Genauer gesagt könnten die Schmerzen ein Hinweis darauf sein, dass Betroffene  medikamentöse Maßnahmen für Risikofaktoren der koronaren Herzkrankheit benötigen.

Wiederholte körperliche Belastung wird seit langem als wichtigster Grund für schmerzhafte Schultergelenke sowie die sie umgebenden Muskeln und Sehnen aufgeführt. Denken Sie zum Beispiel an einen Baseballspieler, der pro Tag mehr als 100 Mal den Ball wirft. Dass dies die Strukturen in der Schulter verstärkt beansprucht und auch schädigt, erscheint nur logisch. Während körperliche Anstrengung sicherlich ein Reizmittel darstellt, verdichten sich nicht zuletzt die Hinweise, dass es auch andere Faktoren geben könnte, die hierbei ebenfalls eine Rolle spielen. So fanden frühere Forschungsarbeiten heraus, dass Menschen, die ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen mitbringen, auch eine Tendenz für das Auftreten eines Karpaltunnel-Syndroms, einer Achillessehnenentzündung sowie Tennisarme vorweisen - alles muskuloskelettale Störungen.

Die aktuelle Studie von Hegmann und seinen Kollegen fügt dieser Liste nun Schulterprobleme hinzu und kommt sogar der Ursache für diese Verbindung einen Schritt näher. Je mehr Risikofaktoren für Herzkrankheit jeder Studienteilnehmer nämlich mit sich brachte, desto wahrscheinlicher war es, dass sie auch Probleme mit der Schulter hatten. Berücksichtigte Risikofaktoren umfassten hohen Blutdruck, hohe Cholesterinspiegel sowie Diabetes Mellitus.

Viele Risikofaktoren gehen mit höherer Tendenz zu Gelenkschmerzen in der Schulter einher

Die 36 Teilnehmer mit den gravierendsten Ansammlungen von Risikofaktoren hatten 4,6 Mal häufiger Gelenkschmerzen in der Schulter als diejenigen mit keinerlei Risikofaktoren. Darüber hinaus hatten sie fast sechsmal so oft ein zweites Schulterleiden an der Rotatorenmanschette. Teilnehmer mit mittlerem Herz-Risiko hatten mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit eines der beiden Schulterprobleme (1,5 bis 3-fach erhöht). Dieser in verschiedenen Arbeiten beschriebene Trend stärkt die Theorie, nach welcher es einen kausalen Zusammenhang zwischen Herz-Risiko und Schulterproblemen geben könnte. Um dies jedoch endgültig zu beweisen, sind Follow-ups im Rahmen von prospektiven Studien nötig.

Man würde vielerorts annehmen, dass körperliche Belastung mindestens genauso oft wie die Risikofaktoren Schulterschmerzen verursachen. Die Daten von 1.226 Facharbeitern, die an der Studie teilgenommen haben, sprechen jedoch eine andere Sprache. Airbag-Hersteller, Fleischer, Schreiner und Facharbeiter wurden dafür sorgfältig von einer Reihe von Ergonomen überwacht. Jedes kraftvolle Drehen, Drücken und Ziehen wurde in einem Dehnungsindex, der jedem Arbeiter zugeordnet wurde, berücksichtigt. Nach der Auswertung der gewonnenen Daten wurde jedoch deutlich, dass ein anstrengender Job nicht notwendigerweise zu einem vermehrten Auftreten von Schulterleiden führt. Genauso wenig ließ sich ein Zusammenhang mit der Gesamtzeit der körperlichen Aktivitäten feststellen.

Hegmann glaubt, dass diese Beobachtung darauf hindeutet, dass hohe Krafteinwirkungen die Entstehung von Problemen mit der Rotatorenmanschette zwar beschleunigen kann, jedoch nicht die Hauptursache darstellt. Stattdessen könnten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich wichtiger für die Entstehung von Beschwerden dieser Art sein.

Er geht sogar einen Schritt weiter und mutmaßt, dass es möglich sein könnte, dass das Einstellen von Blutdruck und anderen Herz-Risikofaktoren Schulterbeschwerden lindern könnte.