Erste Cannabis-Ernte zu medizinischen Zwecken Ende 2020 geplant

Richtfest für Deutschlands erste legale Cannabisanlage: In Neumünster will Aphria erstmals Cannabis zu medizinischen Zwecken ernten. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Buchholz stellt klar für wen das Cannabis nicht ist.

"Hier geht es nicht um Marihuana für Altona."

Richtfest für Deutschlands erste legale Cannabisanlage: In Neumünster will Aphria erstmals Cannabis zu medizinischen Zwecken ernten. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Buchholz stellt klar für wen das Cannabis nicht ist.

Deutschlands erste legale Cannabis-Produktionsanlage in Neumünster nimmt Formen an. "Hier wird Ende 2020 - wahrscheinlich zum ersten Mal in Deutschland - medizinisches Cannabis produziert", sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) am Donnerstag beim Richtfest der Anlage in einem Gewerbegebiet von Neumünster. Die Ansiedlung des Unternehmens Aphria Deutschland GmbH sei ein Glücksfall. Medizinisches Cannabis komme beispielsweise in der Schmerztherapie zum Einsatz. "Hier geht es nicht um Marihuana für Altona."

Das Investitionsvolumen liegt nach Unternehmensangaben im zweistelligen Millionenbereich. "Es ist die modernste und sicherste Anlage der Welt", sagte Aphria-Geschäftsführer Hendrik Knopp. "Wir werden mehr als 50 neue Arbeitsplätze schaffen." Für die mehr als 6.000 Quadratmeter große Indoorplantage würden rund 14.000 Tonnen Stahlbeton verbaut. Die Sicherheitsanforderungen sind hoch, die Wände 24 Zentimeter dick. Die Pflanzen sollen in verschiedenen Kammern einen Schnelldurchlauf absolvieren.

"Wir wollen Cannabis Made in Germany als Exportartikel."

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat Aphria in Schleswig-Holstein den Anbau von jährlich einer Tonne für vier Jahre erlaubt. Auch zwei weitere Firmen dürfen künftig in Deutschland medizinisches Cannabis anbauen. Seit März 2017 können sich deutsche Patienten medizinisches Cannabis regulär beim Arzt verschreiben lassen. Bislang werden Cannabis-Blüten für medizinische Zwecke aus dem Ausland importiert, unter anderem vom kanadischen Mutterunternehmen der Firma aus Schleswig-Holstein.

Für den drogenpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Wieland Schinnenburg, verringert die Anlage im nördlichsten Bundesland die Abhängigkeit Deutschlands von Importen aus dem Ausland. "Wir brauchen in Deutschland fünf bis sechs Tonnen pro Jahr", sagte er. Der Bedarf wachse. Deutschland müsse die Grundlagen für die Ausfuhr von medizinischem Cannabis schaffen. Nach seinen Vorstellungen könnten hierzulande mindestens 50 Tonnen pro Jahr produziert werden. "Wir wollen Cannabis Made in Germany als Exportartikel."

Parallel zum Cannabis-Anbau in Neumünster plant Aphria in Bad Bramstedt einen Tresor, um dort aus Kanada importiertes medizinisches Cannabis zwischenzulagern. Die Mutterfirma baut nicht nur drei verschiedene Sorten an wie in Neumünster geplant, sondern mehr als zwei Dutzend. Wirtschaftsminister Buchholz sieht in der Produktionsanlage in Neumünster ein Leuchtturmprojekt, dass andere Unternehmen ermuntern könnte, sich im Norden anzusiedeln. "Das ist ein hochinnovativer Standort."