Europa-Investition fördert Aufbau telemedizinischer Strukturen

Der Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und der Freistaat Sachsen fördern mit 2,6 Millionen Euro das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, die Technische Universität Dresden sowie die Carus Consilium Sachsen GmbH.

Verbreitung der Hochschulmedizin in ländlichen Räumen

Der Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) und der Freistaat Sachsen fördern mit 2,6 Millionen Euro das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, die Technische Universität Dresden sowie die Carus Consilium Sachsen GmbH.

Die Fördersumme fließt in die Projekte "Telemedizinisches Netzwerk Psychotraumatologie Sachsen" (TeleNePS) und das "Integrierte Betreuungsportal Multiple Sklerose" (IBMS). Die beiden telemedizinischen Behandlungsnetzwerke sollen für Patienten mit den Krankheitsbildern Multiple Sklerose oder Traumafolgestörungen künftig effizientere Beratungen und Therapien auf höchstem Niveau – unabhängig vom Wohn- und Behandlungsort – ermöglichen. Beide Portale werden an die bestehende Telemedizin-Plattform CCS Telehealth Ostsachsen (CCS-THOS) anknüpfen und die Expertise der Dresdner Hochschulmedizin in ländlichen Räumen verfügbar machen.

"Der Freistaat hat sich zum Ziel gesetzt, die Akzeptanz der Telemedizin zu steigern und deren Ausbau konsequent voranzutreiben. Wir müssen die vielversprechenden Möglichkeiten der Telemedizin nutzen, um die Qualität der Gesundheitsversorgung weiter zu verbessern und die Abläufe effizienter gestalten. Die geförderten  Projekte sind ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung einer flächendeckenden Telemedizin", erklärt Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Soziales und Verbraucherschutz. "Traumapatienten und Patienten mit  Multipler Sklerose erhalten durch diese Projekte unabhängig von ihrem Wohnort Zugang zu einer exzellenten medizinischen Versorgung. Gleichzeitig profitieren die Patienten von der Einbindung in den Versorgungsprozess", so die Staatsministerin weiter.

Auch Prof. Werner Esswein, Leiter des Entwicklungsteams von der TU Dresden sieht einen besonderen Patientennutzen: "Über ein Patientenportal beziehen wir den Patienten aktiv in seine Versorgung ein und schaffen die Möglichkeit ihn telemedizinisch zu erreichen und in seiner Therapie zu bestärken." Von Vorteil ist dabei der bewährte Dreiklang aus Carus Consilium Sachsen, Universitätsklinikum und Technischer Universität Dresden: "Durch die Expertise im Rahmen ähnlicher Kooperationsprojekte haben die drei Partnerinstitutionen ihre Zusammenarbeit gefestigt und sich eine umfassende Expertise in der Planung und Einführung telemedizinischer Lösungen erarbeitet. Die großzügigen Fördergelder des Freistaates Sachsen und der Europäischen Union ergänzen die etablierte CCS Telehealth-Infrastruktur jetzt an entscheidender Stelle und kommen den spezifischen Anforderungen der Patientengruppen zugute", betont Dr. Olaf Müller, Geschäftsführer der Carus Consilium Sachsen GmbH.

Effiziente Behandlungsangebote nach traumatischen Ereignissen

Belastende Erlebnisse, wie schwere Unfälle, Naturkatastrophen, körperliche und sexuelle Gewalt, Krieg, Folter oder Flucht, können psychisch verwunden und Traumafolgestörungen verursachen. Im Universitätsklinikum Dresden werden diese Patienten in der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik und in der Traumaambulanz für Seelische Gesundheit behandelt. Hier sind sie in eine sichere und integrierte Behandlungskette eingebunden. Dieses Angebot wird nun seit April 2017 um das Projekt "Telemedizinisches Netzwerk Psychotraumatologie Sachsen (Tele-NePS)" ergänzt. Die telemedizinischen Kommunikationsmöglichkeiten sowie die Interoperabilität sollen frühzeitig Beratung und Therapie unterstützen.

So können beispielsweise in einer digitalen Trauma-Akte ab sofort Behandlungsergebnisse und Diagnostiken abgespeichert und gemeinsam mit Auswertungshilfen Hausärzten sowie niedergelassenen Fachärzten ohne traumaspezifischen psychotherapeutischen Hintergrund zur Verfügung gestellt werden. Der Anschluss an das telemedizinische Netzwerk ist für die Behandlungsqualität der betroffenen Patienten von hoher Bedeutung. Denn aktuell verursacht die Erkrankung aufgrund ihrer Vielschichtigkeit und dem chronischen Verlauf einen gesteigerten Versorgungsaufwand. Die inhaltlich oft wenig aufeinander abgestimmten Hilfeleistungen erschweren eine leitliniengerechte Diagnostik und Behandlung und bedingen nicht selten eine Fehlversorgung. Hinzu kommen allgemeine Versorgungslücken in der psychotherapeutischen Behandlung, die wiederum zu hohen Wartezeiten für die Patienten führen.

Mit der neuen elektronischen Vernetzung – etwa durch die telemedizinische Trauma-Akte – soll eine institutionsübergreifende Dokumentation und Koordinierung des Versorgungsprozesses garantiert sowie Fachwissen flächendeckend verfügbar gemacht werden. Standardisierte Screening und Diagnoseverfahren können so die vorhandene Diagnosesicherheit bei den Hausärzten und nicht-psychotherapeutischen Fachärzten enorm verbessern. Betroffene erhalten niedrigschwellig und ortsunabhängig Zugang zum Behandlungsnetz und bestimmen selbst, ob etwa der Hausarzt Einblick in die Akte und damit eine fachliche Verbindung zum Schwerpunktzentrum bekommen soll..

Effektive Betreuung von Patienten mit Multiple Sklerose

In Deutschland leiden derzeit rund 200.000 Menschen an Multipler Sklerose (MS). In den meisten Fällen beeinträchtigt die MS die Lebenserwartung der Betroffenen kaum und besteht somit über Jahrzehnte hinweg. Eine früh im Krankheitsverlauf begonnene Therapie kann sich daher hemmend auf das Voranschreiten der MS auswirken. Doch die Behandlungsstrategien sind heutzutage sehr komplex und zum anderen mit einem hohen Begleitungs- und Überwachungsaufwand verbunden. Mithilfe des seit April 2017 laufenden Telemedizin-Projekts IBMS sollen die diagnostische und therapeutische Versorgungsqualität insgesamt verbessert werden. Dazu soll das vom MS-Zentrum bereits entwickelte und in Deutschland breit angewendete Multiple Sklerose Dokumentationssystem (MSDS3D) mit der bestehenden Telemedizin-Infrastruktur CCS-Telehealth Ostsachsen verbunden werden. Für MS-Patienten wird so eine einrichtungsübergreifende elektronische Akte geschaffen. Notwendige Untersuchungsergebnisse (zum Beispiel MRT, Laboruntersuchungen) werden damit breiter und schneller verfügbar. Zudem unterstützen die international etablierten Experten des Dresdner MS-Zentrums konsiliarisch leitliniengerechte therapeutische und diagnostische Entscheidungen.

Das Multiple Sklerose Zentrum am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insb. Systementwicklung an der Technischen Universität Dresden sowie die Carus Consilium Sachsen GmbH entwickeln im Verbund eine den medizinischen Erfordernissen des Patienten angepasste eHealth-Portallösung, die verschiedene (professionelle und informelle) Teilhaber der Versorgung einbezieht, notwendige Versorgungsmodelle unterstützt und damit medizinische und ergänzende Versorgungsangebote nutzbar macht.