Fachleute fordern - mehr Aus- und Weiterbildung in der Diabetologie und Endokrinologie

Der Bundestag hat im Sommer eine Nationale Diabetesstrategie verabschiedet. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung fordern, die Aus- und Weiterbildungskapazitäten in der Diabetologie und Endokrinologie auszubauen. Nur so könne man die beschlossenen Ziele auch umsetzen.

Steigende Fallzahlen, geringere Personalzahlen

Der Bundestag hat im Sommer eine Nationale Diabetesstrategie verabschiedet. Das heißt, es müssen personelle Ressourcen wiederaufgebaut und innovative Lerninhalte im Medizinstudium neu geschaffen werden. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) fordern darum, die Aus- und Weiterbildungskapazitäten im Bereich Diabetologie und Endokrinologie auszubauen. Nur so könne man die beschlossenen Ziele auch umsetzen.

7 Millionen Fälle von Diabetes mellitus, mehr als 6 Millionen Osteoporose-Erkrankungen und 20 Millionen Menschen mit einer Schilddrüsenerkrankung - das sind die Zahlen in Deutschland. Und der Grund, warum in den oben genannten Fachrichtungen der Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal steigt. "Stoffwechselerkrankungen steigen stetig an, während das medizinische Personal in diesem Bereich zunehmend finanziellen Einsparungen zum Opfer fällt", kritisiert DDG Präsidentin Professor Dr. med. Monika Kellerer. DDG, DGE und DZD haben nun ein Positionspapier erarbeitet, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Das Papier enthält auch einen Maßnahmenkatalog zur Förderung der Aus- und Weiterbildung.

Stabile Stoffwechseleinstellung und engmaschige Betreuung wichtig bei Diabetes

Laut diesem Positionspapier hat sich in den vergangenen 30 Jahren die Zahl der Lehrstühle in diesem Bereich um die Hälfte verkleinert. "Derzeit findet sich nur noch an acht von 38 medizinischen Fakultäten ein entsprechender klinischer Lehrstuhl mit Direktionsrecht", führt Professor Dr. med. Günter Stalla, Präsident der DGE, aus und erklärt: "Das DRG-System benachteiligt die sogenannte sprechende Medizin, zu der die Diabetologie und Endokrinologie in besonderer Weise zählen. Diese Entwicklung führt zu einer Unterversorgung an Fachärzten, zu Nachwuchsmangel in diesen Fachgebieten sowie zu weniger Forschung, was sich weiter negativ auf die Versorgungsqualität auswirkt. Immer mehr Patienten warten monatelang auf einen Termin oder finden gar keinen Spezialisten mehr, der sie betreuen kann." Die Corona-Pandemie habe gezeigt: eine stabile Stoffwechseleinstellung und eine engmaschige Betreuung für DiabetespatientInnen ist wichtig. "Unsere Disziplinen bluten aus, wenn jetzt nicht auf politischer Ebene gehandelt wird", mahnt Stalla.

Dauerhafte Vernetzung nur mit eigenen klinischen Lehrstühlen möglich

In der Nationalen Diabetesstrategie stehen Versorgung und Forschung mit an erster Stelle. Zusammen mit dem DZD wurde die translationale Diabetesforschung in Deutschland und die dringend notwendige Vernetzung der universitären und außeruniversitären Forschung staatlich und auf Landesebene unterstützt - doch das ist dieser nicht genug. Damit die Vernetzung dauerhaft erfolgreich sei, müssten in der Diabetologie und Endokrinologie dringend eigenständige klinische Lehrstühle entstehen, sagt der DZD-Vorstandsmitglied Professor Dr. Dr. h.c. mult. Martin Hrabě de Angelis. Leider würden aber vielen Universitätskliniken weiterhin freiwerdende Lehrstühle nicht wieder neu besetzt werden oder die wenigen vorhandenen Kliniken würden verkleinert werden.

Der Maßnahmenkatalog von DDG, DGE und das DZD enthält folgende Forderungen:

  1. Lehrstühle für Diabetologie/Endokrinologie an allen medizinischen Fakultäten
  2. Bessere Abdeckung des Faches in den Curricula für Medizinstudierende und attraktive Karrierewege in Forschung und Krankenversorgung für den Nachwuchs entwickeln
  3. Forschungstransfer zwischen Labor und Krankenbett durch zukunftsfähige Zielpositionen in Klinik und Wissenschaft, den Clinician und Medical Scientists stärken
  4. Ausbau von klinischen Behandlungskapazitäten in Diabetologie/Endokrinologie und bessere Ausbildung der Sprechenden Medizin in den DRGs
  5. Finanzierung für die umfassende Betreuung besonders vulnerabler Gruppen (Kinder und geriatrische Patienten) sicherstellen

Das vollständige Positionspapier ist hier einzusehen und die Empfehlung vom Gesundheitsforum zu Clinician Scientists ist hier zu finden.