Female Genital Mutilation: Keine Randerscheinung

Female Genital Mutilation (FGM) oder auch weibliche Genitalverstümmelung ist keine Randerscheinung. 250 Millionen Frauen und Mädchen weltweit leiden an ihren Folgen. Im Rahmen des ersten HOT TOPIC-Videos berichtet unser Projekt esanum for young professionals (e4yp) über die Geschichte von Mariam, einer Betroffenen.

Ein globales Problem

Female Genital Mutilation (FGM) oder auch weibliche Genitalverstümmelung ist keine Randerscheinung. 250 Millionen Frauen und Mädchen weltweit leiden an ihren Folgen. Im Rahmen des ersten HOT TOPIC-Videos berichtet unser Projekt esanum for young professionals (e4yp) über die Geschichte von Mariam, einer Betroffenen.

Die weibliche Genitalverstümmelung, besser bekannt unter dem Fachbegriff Female Genital Mutilation (FGM), findet im medizinischen Kontext noch immer vergleichsweise wenig Beachtung. Dabei sind die globalen Fallzahlen alarmierend: Nach Schätzungen von Unicef und WHO sind weltweit zwischen 200 und 250 Millionen Mädchen und Frauen betroffen. Und auch in Deutschland ist die Thematik längst keine Randerscheinung mehr. Schätzungsweise 68.000 Frauen und Mädchen sind hierzulande von FGM betroffen. Das entspräche, so Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), im Vergleich zwischen 2017 und 2020 einem Anstieg um 44 Prozent. Besonders brisant: Bis zu 14.800 minderjährige Mädchen sind im innerdeutschen Raum von Genitalverstümmelung bedroht.

Eine von FGM betroffene Frau ist Mariam. Im ersten Video der Reihe HOT TOPIC von esanum for young professionals erzählt sie ihre Geschichte und erinnert sich an den Tag ihrer Beschneidung: "An diesem Tag kamen meine Mutter und viele Frauen. Meine Mutter hat mir gesagt, dass ich jetzt ein großes Mädchen bin und dass sie mich heute beschneiden lassen wollen. Und da war noch die Beschneiderin… und andere Frauen. […] [Z]wei Frauen haben meine Beine festgehalten und eine hat meine Brust auf den Boden gedrückt. Und dann haben sie angefangen zu schneiden. Die Schmerzen habe ich vergessen, aber dieses Bild habe ich immer noch vor Augen, wie sie mich verstümmelt haben."

Trigger Warnung!

Die Klitoris als "böser Stachel"

Die Geschichte der Female Genital Mutilation geht weit zurück. Dr. med. Cornelia Strunz, Oberärztin und Fachärztin für Chirurgie und Gefäßchirurgie und Generalsekretärin der Desert Flower Foundation Deutschland, erläutert: "Das sind ganz uralte Traditionen. Man hat viele Aufzeichnungen schon vor Christi gesehen, wo auch Mädchen Anzeichen aufweisen von Exzisionen, also von Beschneidung." Letztendlich, so die Medizinerin, gelte nur ein beschnittenes Mädchen als reines Mädchen. Großmütter oder Mütter, die den Eingriff oftmals verordnen, handelten häufig im Glauben, man täte dem Mädchen mit dem Eingriff etwas Gutes. Strunz führt aus: "Die Klitoris ist wie ein böser Stachel. Die Schamlippen wachsen ein Leben lang weiter, es ist etwas Unreines und so kann das Mädchen letztendlich nicht verheiratet werden, wenn alles noch vorhanden ist."

Der Eingriff geht oft mit schwerwiegenden Folgen einher. Strunz betont, dass laut Angaben der WHO 10 Prozent der Betroffenen an den akuten Folgen und 25 Prozent an den langfristigen Folgen versterben. Mariam musste die Beschneidung sogar zweimal über sich ergehen lassen. "Nach der Beschneidung darfst du ein paar Tage lang nicht aufstehen, aber ich bin aufgestanden. Ein paar Jahre später haben sie gemerkt, dass ich nicht so richtig war, wie sie wollten. Dann haben sie mich nochmal zugenäht." Hilfe fand sie erst im Krankenhaus Waldfriede. Seit 2013 wird ein ganzheitliches Behandlungskonzept angeboten, das sich nicht allein auf die operative Korrektur spezialisiert. Viele der betroffenen Frauen, so Dr. Strunz, wüssten beispielsweise gar nicht, wie sie beschnitten wurden und wie sie überhaupt im Vaginalbereich aussehen. Mariam kam 2017 das erste Mal ins Krankenhaus und hatte zunächst Angst vor dem Eingriff. Im März 2020 traf sie die Entscheidung, sich operieren zu lassen.