Expertin: Jeder zweite Flüchtling ist traumatisiert

Die Situation der Flüchtlinge in ihren Heimatländern hat bei den Menschen neben körperlichen häufig auch psychische Spuren hinterlassen. Bombenhagel, Vergewaltigungen, öffentliche Hinrichtungen sow

Die Situation der Flüchtlinge in ihren Heimatländern hat bei den Menschen neben körperlichen häufig auch psychische Spuren hinterlassen.

Bombenhagel, Vergewaltigungen, öffentliche Hinrichtungen sowie eine teilweise monatelange Flucht haben bei zahlreichen Flüchtlingen nicht nur körperliche sondern auch psychische Narben hinterlassen. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak ist nach einer Expertenschätzung traumatisiert. Das sagte die Leiterin der ambulanten Abteilung des Behandlungszentrums für Folteropfer Berlin, Mechthild Wenk-Ansohn, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. “In den Behandlungszenten in Deutschland werden pro Jahr aber nur 3.500 bis 4.000 Betroffene behandelt”, so Wenk-Ansohn.

Auf der Flucht wollten viele einfach nur durchhalten, sagte Wenk-Ansohn. “Dann kommen sie an, und die Misshandlungen kommen wieder hoch.” Das Behandlungszentrum ist eines von gut 20 psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer in Deutschland. An diesem Mittwoch will die Psychotherapeutenkammer Zahlen zum Bedarf an therapeutischer Versorgung von Flüchtlingen präsentieren. Auch die Kammer geht von einem enormen Bedarf aus.

In ihrem aktuellen “Versorgungsbericht” – Zur psychosozialen Versorgung von Flüchtlingen und Folteropfern in Deutschland” erhebt die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF) angesichts der dramatischen Lage Forderungen an die politische Entscheidungsträger. Politik und Verwaltung müssten einen verbindlichen Rahmen schaffen, der es  ermöglicht, adäquat auf den Versorgungsbedarf von Geflüchteten zu reagieren. Die Arbeit der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge müsse abgesichert und ausgebaut werden, schlussfolgert der Bericht.

Text: dpa

Foto: Mechthild Wenk-Ansohn, Leiterin der Ambulanz des Behandlungszentrums für Folteropfer Berlin. dpa