Gelassenheit beim Umgang von Jugendlichen mit Medien

Smartphone, Tablet, Computer, Fernseher – Kinder und Jugendliche haben heute viele Möglichkeiten, Medien zu nutzen. Wer das zu exzessiv betreibt, hat oft andere Probleme, sagt ein Suchtmediziner. Ein Experte rät aber auch zu einer gewissen Gelassenheit.

Smartphone, Tablet, Computer, Fernseher – Kinder und Jugendliche haben heute viele Möglichkeiten, Medien zu nutzen. Wer das zu exzessiv betreibt, hat oft andere Probleme, sagt ein Suchtmediziner. Ein Experte rät aber auch zu einer gewissen Gelassenheit.

Der Greifswalder Wissenschaftler Roland Rosenstock hat zu mehr Gelassenheit gegenüber Jugendlichen und deren Verhältnis zu neuen Medien geraten. “Computerspiele sind zum Beispiel wesentlich zur Persönlichkeitsbildung bei Jungen”, sagte der Medienpädagoge am Donnerstag auf der Landeskonferenz “Geschlecht und Medien” an der Hochschule in Neubrandenburg. “Da kommt kaum ein Junge daran vorbei.” Solche Spiele seien “erweiterte soziale Räume”, sagte der Vater dreier Kinder.

Zudem sei es nicht mehr so, das Lesen vorrangig über Bücher geschehe. Nach aktuellen Untersuchungen nutzen doppelt so viele Mädchen wie Jungen die modernen Medien zum Bücherlesen.

Erwachsene haben falsche Vorstellungen zur Jugendzeit

Das Problem sei vor allem, dass sich Erwachsene nicht von den Erlebnissen der eigenen Jugendzeit trennen können, erklärte Rosenstock. “Es geht geht darum, wie Erwachsene diese Gesellschaft konstruieren, in die die Kinder und Jugendlichen hineinwachsen”, sagte der Wissenschaftler.

Die Mediennutzung sei inzwischen deutlich vielfältiger, als vor wenigen Jahren, erläuterte Soziologin Stefanie Rhein aus Ludwigsburg (Baden-Württemberg). So nutzten Jugendliche kaum das eher passive TV, aber immer stärker interaktive Medien, um selbst Inhalte zu liefern und sich darüber auszutauschen.

Kritik an Fernsehsendungen

Kritik äußerte die Soziologin aber an Sendungen wie “Germanys next Topmodel”, die ein stark auf Äußerliches bezogenes Rollenbild von Frauen vermittle. Dies werde von 40 Prozent der 14- bis 22-Jährigen gesehen. “Dort wird ein Druck erzeugt, der bei manchen Mädchen zu Essstörungen führen kann”, sagte Rhein. Bei einer Befragung unter 231 so erkrankten Frauen hätten 39 Prozent angegeben, dass solche Sendungen sie auf dem Weg dahin beeinflusst hätten.

Matthias Eckert vom Landes-Behandlungszentrum für suchtkranke Kinder und Jugendliche in Stralsund wies den Eltern die Hauptrolle bei der Medienerziehung der Kinder zu. “Sie sollen sich dafür interessieren, was ihre Kinder machen.” Seine Erfahrung sei, dass hinter vermeintlichen Medien- und anderen Süchten meist psychosoziale Probleme in Familien, Schulen oder Gruppen steckten. “Die Medien zu verteufeln ist der falsche Weg”, sagte Eckert.

Rund 80 Vertreter von Krankenkassen, Kliniken, Kommunen, Vereinen und Hochschulen berieten auf der Tagung, wie bei wachsender Mediennutzung physischen und psychischen Krankheiten besser vorgebeugt werden kann. Wichtig sei, die Kompetenz der Konsumenten zu stärken, erklärte Peter Kupatz vom Landesarbeitskreis «Gender und Gesundheit» als Veranstalter der Tagung.