Ulrich Weigeldt als Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes bestätigt

Weigeldt: “Alte Strukturen können die hausärztliche Versorgung nicht mehr gewährleisten.” Besonders die Situation im Bereich E-Health sei weiterhin “ernüchternd”. Ulrich Wei

Weigeldt: “Alte Strukturen können die hausärztliche Versorgung nicht mehr gewährleisten.” Besonders die Situation im Bereich E-Health sei weiterhin “ernüchternd”.

Ulrich Weigeldt, Hausarzt aus Bremen, ist mit 92 Prozent der Stimmen für vier weitere Jahre als Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes bestätigt worden. Dies entschied die Delegiertenversammlung des Deutschen Hausärzteverbandes am heutigen Freitag auf dem 37. Deutschen Hausärztetag in Berlin. Knapp 150 Delegierte nahmen daran teil.

„Ich bedanke mich für das überwältigende Vertrauen und freue mich darauf, vier weitere Jahre, gemeinsam mit dem neuen Vorstand und dem gesamten Verband, für eine bessere und moderne hausärztliche Versorgung kämpfen zu dürfen. Wir werden den erfolgreichen Weg der letzten Jahre mit viel Engagement weiter gehen und dabei die immensen Herausforderungen, die uns bevorstehen, anpacken”, so Weigeldt.

Als erster stellvertretender Vorsitzender wurde Dr. Dieter Geis (Bayern) im Amt bestätigt. Er konnte 84 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Dr. Berthold Dietsche (Baden-Württemberg) wurde ebenfalls für vier weitere Jahre als zweiter stellvertretender Bundesvorsitzender gewählt. 92 Prozent der Delegierten stimmten für ihn. Als dritte stellvertretende Bundesvorsitzende wurde erneut Ingrid Dänschel (Sachsen) mit 89 Prozent der Stimmen gewählt.

Hausärzte sehen Interessen in alten Strukturen vernachlässigt

Weigeldt betonte, dass die alten Strukturen die hausärztliche Versorgung nicht mehr gewährleisten können. Dies liege auch daran, dass die hausärztlichen Interessen in vielen Kassenärztlichen Vereinigungen, aber auch in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) quasi keine Rolle spielten. Weigeldt: „Die Tatsache, dass sich die Situation der hausärztlichen Versorgung in den letzten Jahren stabilisiert hat, ist ausschließlich der Verdienst der freien Verbände und der Kolleginnen und Kollegen in den Praxen. Innerhalb der Selbstverwaltung werden den hausärztlichen Kolleginnen und Kollegen nach wie vor Knüppel zwischen die Beine geworfen. Der NäPa-Skandal ist nur die Spitze des Eisbergs.“ Hintergrund ist, dass der zwischen der KBV und GKV-Spitzenverband im vergangenem Jahr ausgehandelte Honorarabschluss dazu führt, dass ein großer Teil der für die Hausärzte vorgesehenen Honorare von knapp 120 Millionen Euro nicht abgerufen werden kann. Gründe hierfür sind extrem hohe bürokratische Hürden sowie die systematische Benachteiligung der Ärzte, die an der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) teilnehmen.

Im Bereich E-Health fordert Weigeldt endlich mutige Lösungen, damit der Rückstand zu anderen Ländern aufgeholt werden könne. „Die Situation ist nach wie vor ernüchternd. Wir müssen hier voran kommen, aber die beteiligten Akteure blockieren. Wir brauchen hier jetzt klare staatliche Vorgaben für die Standards der IT-Struktur. Auf dieser Grundlage können dann Anwendungen weiterentwickelt werden. Während unsere europäischen Nachbarn längst neuen Jahrtausend angekommen sind, verschenken wir hier ein immenses Potenzial”, erklärte der Bundesvorsitzende.

Für Eberhard Mehl, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbandes, steht fest, dass in der hausärztlichen Versorgung alte Rezepte nicht mehr gültig sind. Die Konzepte der gesamten hausärztliche Versorgung in Deutschland müssten deshalb auf neue Füße gestellt und die Versorgung verbessert werden. Ausdrücklich lobte Mehl das System der VERAH’s®:„Das Institut für hausärztliche Fortbildung im Deutschen Hausärzteverband (IhF) hat inzwischen über 7.000 VERAH´s® ausgebildet. Das VERAH®-Konzept ist damit zweifelsohne eines der erfolgreichsten Projekte im Gesundheitswesen der letzten Jahre. Das ist ein ganz konkreter und effektiver Beitrag um sicherzustellen, dass die hausärztliche Versorgung auch zukünftig alle Menschen in Deutschland erreicht. Eines der Erfolgsrezepte dabei ist, dass wir das Konzept unbürokratisch und klar nachvollziehbar in die funktionierende Systematik der HZV implementiert haben.“

esanum hat den Deutschen Hausärztetag per Live-Stream übertragen.

Text: V. Thoms

Foto: Deutscher Hausärzteverband