Hessen zuversichtlich: Keine neuen Aids-Diagnosen mehr ab 2020

Ab dem Jahr 2020 soll es keine neuen Aids-Fälle mehr geben. In Hessen könnte das gelingen. Denn die Zahl der HIV-Infizierten ist zwar hoch, viele sind aber in Behandlung.

Selbsttest könnte wirksames Instrument zur Verhinderung von HIV-Infektionen sein

Ab dem Jahr 2020 soll es keine neuen Aids-Fälle mehr geben. In Hessen könnte das gelingen. Denn die Zahl der HIV-Infizierten ist zwar hoch, viele sind aber in Behandlung.

Selbsttests auf eine HIV-Infektion könnten nach Ansicht der Aids-Hilfe neue Fälle der Immunschwächekrankheit Aids verhindern. "Das ist ein Instrument, das eine Lücke schließt", sagte Björn Beck vom Landesverband Hessen in Frankfurt. Der Selbsttest sei ein Angebot für Menschen, denen Anonymität und Diskretion besonders wichtig sind. In Deutschland sollen die Tests nach Plänen des Gesundheitsministeriums ab dem Herbst leichter erhältlich sein, zum Beispiel in Drogerien.

Die Aids-Hilfe empfiehlt grundsätzlich HIV-Tests. Denn sie will bis zum Jahr 2020 die Zahl der Aids-Neudiagnosen auf null senken. "Kein Aids für alle" heißt die dazugehörige Kampagne. Denn eine Infektion mit dem HI-Virus muss nicht zwangsläufig zu Aids führen. "Man kann mit HIV in Deutschland gut leben", sagte Beck. Bei guter Behandlung gebe es keine Nebenwirkung und Ansteckungsgefahr.

Zahl der Neuinfektionen steigt

Das Ziel der Kampagne sei angesichts aktueller Zahlen für Hessen realistisch. Zuletzt sank die Zahl der Aids-Diagnosen von 110 in 2015 auf 85 im Jahr 2016. Für das vergangene Jahr liegen noch keine Angaben vor. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem HI-Virus ist dagegen deutlich höher: 260 waren es nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) im Jahr 2016. Gesicherte Zahlen gibt es nicht, oft bleibt die Ansteckung zunächst unerkannt.

Dabei ist die Zahl der Menschen mit HIV dem RKI zufolge in Hessen seit der Jahrtausendwende von unter 4.000 auf zuletzt 6.400 Menschen mit HIV gestiegen. 5.300 wissen von ihrer Infektion. 4.600 befinden sich in Behandlung. Die AIDS-Hilfe ruft zu einem offeneren Umgang mit HIV auf sowie zu sicherem Sex und empfiehlt HIV-Tests.

Auch das Land Hessen steht hinter der Kampagne: Eine Senkung der Neuansteckungen in den nächsten zwei Jahren bis auf null sei ein erstrebenswertes Ziel, sagte Markus Büttner, Sprecher des Gesundheitsministeriums. Die Infektion mit HIV könne inzwischen gut kontrolliert werden. "Es ist daher eine frühe Diagnostik einer erfolgten Neuinfektion notwendig, wenn man verhindern will, dass die Aids-Erkrankung mit allen Symptomen auftritt."