HPV-Infektionen beim Mann: Fruchtbarkeit adé?

Immer mehr reift die Erkenntnis, dass die HPV-Infektion als eine systemische Infektion zu betrachten ist, die gerade beim Mann ebenso in den Hoden oder im Ejakulat nachgewiesen werden kann. Doch beeinflussen die Viren dort auch die Fertilität?

Humane Papillomviren im Sperma beeinflussen Fertilität des Mannes.

Mit mehr als 200 bekannten Genotypen sind die Humanen Papillomviren keineswegs nur dermatologisch relevante Warzenbildner. Immer mehr reift die Erkenntnis, dass die HPV-Infektion als eine systemische Infektion zu betrachten ist, die gerade beim Mann ebenso in den Hoden oder im Ejakulat nachgewiesen werden kann. Doch beeinflussen die Viren dort auch die Fertilität?

Humane Papillomviren (HPV) sind in bis zu 30% der Männer auch in der Samenflüssigkeit zu finden. Ob sie dort Einfluss nehmen auf Fertilität und Spermienparameter ist derzeit unklar. Eine aktuell auf dem EAU-Kongress in Barcelona präsentierte Studie impliziert jedoch Auswirkungen von HPV-Infektionen auf die Fertilität des Mannes.

Die ForscherInnen untersuchten in ihrer Arbeit insgesamt 729 infertile Männer, von denen sie neben Hormonspiegeln auch die DNA-Fragmentation in den Spermien sowie die Spermienqualität bestimmten.

Von den teilnehmenden Männern testeten 15,5% positiv auf HPV, wobei 10,7% einen Hochrisiko-HPV und 4,8% entsprechend einen Niedrigrisiko-HPV aufwiesen. Mit rund 22% machte HPV16 als tumorauslösendes Virus die Mehrzahl der Infektionen aus. Daneben fanden sich zusätzlich HPV43 (11%) sowie HPV42 und HPV56 mit jeweils rund 9%.

Die vorwärts gerichtete Beweglichkeit der Spermien war bei HPV-positiven Männern eingeschränkt, und es trat ein höherer Grad an DNA-Fragmentation in den Spermien HPV-positiver Männer auf (36%). Besonders ausgeprägt waren diese Einschränkungen bei Trägern von Hochrisiko-HPV-Typen, bei denen die DNA-Fragmentation zudem mit 40% sogar noch höher lag.

Ist das in der Praxis wichtig?

Die HPV-Infektion im Ejakulat von Männern – allen voran die Hochrisiko-HPV-Typen – beeinträchtigen die Spermienbeweglichkeit und erhöhen die Rate der DNA-Fragmentation. Zukünftig sollte dies bei primär infertilen Männern diagnostisch mit berücksichtigt werden.

Darüber hinaus zeigt diese Arbeit sehr eindrucksvoll, dass es sich bei der HPV-Infektion keineswegs nur um eine dermatologisch begrenzte Manifestation handelt, sondern vielmehr um eine systemische Erkrankung.

Dieser systemischen Erkrankung ist seit vergangenem Jahr in Deutschland auch für Jungen im Alter ab 9 Jahren durch eine systemisch wirksame Vakzination zu begegnen. Die HPV-Infektion wird in der Umgangssprache gern als "Impfung gegen Krebs" angesprochen, jedoch schützt sie in erster Linie vor der Infektion durch die im Impfstoff zu findenden tumorassoziierten HPV-Virustypen.

Beim Mann gehen überwiegend Anal-, Penis- und Mund-Hals-Karzinome zu einem nicht unerheblichen Teil auf HPV zurück. Jedoch gibt es gerade bei Mund-Hals-Tumoren mit Alkohol und Tabakkonsum weitere Quellen für eine Krebsentstehung. Deshalb sollte mit den Patienten nicht über die "Krebsimpfung" gesprochen werden, sondern vielmehr über eine Impfmöglichkeit, die die Infektion mit krebsauslösenden Viren verhindert.

Quelle:
P255: Boeri L et al., High-risk human papillomavirus in semen is associated with poor sperm progressive motility and a high sperm DNA fragmentation index in infertile men. EAU 2019, Barcelona