Immer mehr Resistenzen gegen HIV-Medikamente

Besonders in Afrika und Asien nimmt die ART-Resistenzsituation bei HIV mittlerweile bedrohliche Ausmaße an, so ein neuer Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Betroffen sind dort vor allem Frauen und Kinder.

Erstlinien-ART bereits in bis zu 10% der Fälle ineffektiv

Besonders in Afrika und Asien nimmt die ART-Resistenzsituation bei HIV mittlerweile bedrohliche Ausmaße an, so ein neuer Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Betroffen sind dort vor allem Frauen und Kinder.

Mittlerweile sind schon zwölf Länder aus Afrika, Asien und Amerika von einer immer größer werdenden ART-Resistenz bei HIV-PatientInnen betroffen. Mit einigen Regimen liege die Ressistenzrate bei Erstlinien-ART bereits bei circa 10%, so der Bericht der WHO. Am meisten leiden Frauen unter dieser Situation. Hinzu kommt, dass heutzutage schon mehr als die Hälfte aller HIV-positiven Kinder im Alter < 18 Monate in  Ländern Subsahara-Afrikas mit einem resistenten HI-Virus infiziert sind.

Die WHO empfiehlt daher in einem neuen Schreiben, die Therapieregime schnellstmöglich auf Dolutegravir-basierte Erstlinien-Therapien umzustellen. Nur so ließen sich die negativen Folgen einer Resistenz gegen die sogenannten nicht-nukleosidischen RTI (= Reverse-Transkriptase-Inhibitoren) verhindern.

Die WHO stellte in ihrem neuen Bericht Ergebnisse aus 44 repräsentativen nationalen Studien zur HIV-Resistenz vor. Demnach lag die Resistenzrate gegen nicht-nukleosidischen RTI bei Erwachsenen, die eine Erstlinien-ART begannen, in diesen Ländern bei über 10%: Argentinien, Eswatini, Kuba, Guatemala, Honduras, Namibia, Nepal, Nicaragua, Papua Neu-Guinea, Südafrika, Uganda sowie Zimbabwe.

Ferner ist die Resistenzrate gegen nicht-nukleosidische RTI bei Frauen im Allgemeinen circa zweifach erhöht im Vergleich zu Männern (11,8%; 95%-KI: 9,4-14,8 versus 7,8%, 95%-KI: 6,3-9,5; p = 0,005) und bei HIV-Positiven, die nach einer Pause erneut eine ART starten sogar dreifach erhöht (21,1%, 95%-KI: 15,0-28,9 versus 7,8%, 95%-KI: 6,3-9,6; p ≤ 0,0001). Eines zeigten die Studien aber ebenso deutlich: Die Resistenzlage bei den nukleosidischen RTI ist vergleichsweise gering (0%-6%).

Bei Kindern ist die Situation jedoch noch weitaus schwerwiegender: Mehr als die Hälfte der Kinder aus Subsahara-Afrika war vor Beginn einer Therapie bereits mit resistenten HI-Viren infiziert. Die Prävalenz gegen nicht-nukleosidische RTI reichte dabei von 34% in Eswatini bis zu hohen 69% in Malawi. Doch ebenso fand sich bei den Kindern eine höhere Resistenzrate gegenüber nukleosidischen RTI, die teilweise sogar die 10%-Marke überschritt.

Diese neuen Berichtsergebnisse der WHO zeigen eines ganz deutlich. Es ist wichtig, die Erstlinienregime  weltweit anzupassen und möglichst auf eine Dolutegravir-basierte Erstlinie umzustellen. HIV-Resistenzen sollten ferner bei Kindern immer auch routinemäßig überwacht werden, falls weiterhin nukleosidische RTI in Kombination mit anderen Wirkstoffen verabreicht werden, von denen bekannt ist, dass deren genetische Resistenz-Barriere sehr niedrig ist.

​​Quelle: World Health Organization. HIV drug resistance report 2019. WHO/CDS/HIV/19.21